Web-Services ante portas

23.07.2002
Von 
Jan Schulze ist freier Autor in Erding bei München.
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Web-Services haben in der IT-Praxis noch eine untergeordnete Bedeutung. Obwohl seit einiger Zeit kaum ein anderes Thema so viel Aufmerksamkeit auf sich zieht, ist das Interesse an der praktischen Umsetzung bisher verhalten.

Seit rund zwei Jahren gibt es Modelle, um Web-Services zu nutzen. Die zentralen Standards wie XML (Extensible Markup Language), Soap (Simple Object Access Protocol) und WSDL (Web Service Description Language) sind definiert. Die Marketing-Broschüren der Anbieter versprechen unzählige Vorteile, die sich Unternehmen damit ins Haus holen. Eine einzige standardisierte Schnittstelle für alle Arten des Datenaustauschs wird beispielsweise versprochen. Letztendlich weichen aber die Vorstellungen darüber, was ein Web-Service ist, voneinander ab. Weitgehende Einigkeit besteht nur bei den Basistechnologien.

Die unterschiedlichen Interpretationen von Web-Services und die teils divergierenden Herstellerversprechen tragen dazu bei, dass sich bei Anwendern bislang keine große Euphorie eingestellt hat. Gab es in den Zeiten des Internet-Booms noch üppig Vorschusslorbeeren für neue Technologien und hektische Projekte, ist die Haltung gegenüber Web-Services heute wesentlich nüchterner. Das bestätigt auch eine neue Studie von Cap Gemini Ernst & Young. Durch die Befragung von 170 Personen versuchte die Unternehmensberatung, ein Stimmungsbild in Sachen Web-Services zu zeichnen. 108 davon gaben an, mit dem Begriff Web-Services vertraut zu sein. Mit diesen Personen wurden die weiteren Interviews geführt. Über die Hälfte dieser Interview-Partner schätzt die Bedeutung der

Web-Services als hoch ein. Allerdings glauben ebenfalls 50 Prozent der Befragten nicht daran, dass sich die Web-Service-Hersteller jemals auf einen gemeinsamen Standard einigen können.

Die Skepsis hinsichtlich eines einheitlichen Standards hält die Anwender aber nicht davon ab, sich gezielt mit dem Thema zu befassen. Immerhin 90 Prozent der 108 Umfrageteilnehmer haben bereits erste Projekte initiiert, allerdings in einem überschaubaren Rahmen. Die Mehrheit gibt sich in der Anfangsphase mit maximal fünf Projekten zufrieden. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt ein Papier von Forrester. Die Analysten befragten fast 300 Unternehmen in Nordamerika. Laut dieser Studie haben erst 31 Prozent der Befragten Web-Service-Projekte konkret in die Wege geleitet. Beachtliche elf Prozent gaben an, Web-Services bereits produktiv zu nutzen.

Noch zu früh