Warum die Commerzbank ihre IT behält

27.10.2004
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Skeptisch steht Annuscheit auch der Ausgründung von eigenständigen IT-Gesellschaften gegenüber, wie sie beispielsweise von Hypo-Vereinsbank (HVB Systems) und Dresdner/Allianz (Agis) vollzogen wurde. Ohne nennenswertes Drittgeschäft seien die IT-Töchter kaum überlebensfähig, beziehungsweise sie müssten sich durch kräftige Gewinnaufschläge zu Lasten des Mutterunternehmens finanzieren.

Der 42-Jährige sieht keinen Sinn darin, externe Strukturen aufzubauen, die einzig dem Zweck der Ausgabenkontrolle dienen: "Eine Transparenz über die Kosten muss auch intern möglich sein, das rechtfertigt nicht den Aufwand für die Ausgründung schon gar nicht, wenn sie möglicherweise nur für eine Übergangszeit besteht."

Mehr Effizienz verspricht sich der CIO von einer ganz anderen Möglichkeit: "Interessant wäre allenfalls die Zusammenarbeit mit einer anderen Bank." Damit erinnert er an die seit einiger Zeit laufende "Annäherung" zwischen Commerzbank und Landesbank Baden-Württemberg (LBBS). Wie in derartigen Fällen üblich, schälen sich die konkreten Formen einer möglichen Kooperation erst langsam heraus, doch die ersten Schritt sind immerhin getan: "Die Bereitschaft, solche Gespräche zu führen, muss in der IT vorhanden sein", betont Annuscheit, "man sollte schließlich mit dem ganzen Sourcing-Baukasten umgehen können."

Verhandlungen dieser Art seien zudem eine "exzellente Vorbereitung" auf die in der Bankenlandschaft zu erwartenden Firmenzusammenschlüsse. Gerade die Commerzbank war in den vergangen Jahren immer wieder Gegenstand von Fusionsgerüchten. Soeben hat sie in Gestalt der Schmidt-Bank ein Institut mit 400.000 Filialkunden übernommen: "Hier können wir im Kleinen üben, was auch im Großen notwendig wäre."