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Von Sternen und Schnuppen

13.02.2003
Von Paulus Neef

Cubicle oder Yachthafen 

Hasso Plattner übrigens ist noch im Amt, auch wenn die Wirtschaftspresse seit Monaten von vorzeitigen Pensionsgelüsten des SAP-Chefs gehört haben will. Wir sind froh darüber, denn so blieb uns die Chance, den einzigen deutschen IT-Unternehmer von Weltrang hinreichend zu würdigen, ehe er dann wohl irgendwann mit seiner „Morning Glory“ in den wohlverdienten Ruhestand segeln wird. Verdienste um den deutschen IT-Markt haben nicht nur deutsche Unternehmer, sondern auch die vielen erfolgreichen Statthalter US-amerikanischer IT-Konzerne erworben. Erwin Staudt beispielsweise, Chef der IBM Deutschland GmbH, ist weniger durch diese Funktion denn als Leiter der D21-Initiative bekannt, die den Wandel Deutschlands von der Industrie- zur Informationsgesellschaft vorantreiben will. Auch andere Deutschland-Chefs von US-Unternehmen haben ihre Meriten redlich erworben, nicht zuletzt besagter HP-Geschäftsführer Harms, der seit vielen Jahren im Bitkom-Vorstand wirkt.

Wir waren Weltspitze - beinahe  

Dabei war eigentlich gar nicht zu erwarten, dass noch heute so viele US-Unternehmen den deutschen IT-Markt beherrschen würden. Vor zirka drei Jahren spekulierten Millionen von Aktionären am Neuen Markt darauf, dass sich deutsche Unternehmen in der Weltspitze etablieren. Doch daraus wurde nichts. Gern hätten wir in diesem Heft Paulus Neef vorgestellt, Chef der inzwischen auf den innersten Kern zusammengeschrumpften Pixelpark AG, oder Peter Kabel, Gründer der viel beachteten, aber insolventen Kabel New Media. Stefan Schambach, der weltberühmte E-Commerce-Unternehmer aus Jena, ist uns indes eine Würdigung wert. Er hat Deutschland die Ideen des Internet näher gebracht und es geschafft, seine Intershop AG trotz aller Widrigkeiten am Leben zu halten. Schambach ist Aufklärer und Überzeugungstäter. Wir fiebern weiter mit ihm.

Was wurde nur aus Brokat, Heyde, Biodata, Brain, SER? Insolvenzen, wohin man schaut, und nicht wenige der so genannten Entrepreneure gerieten sogar mit dem Gesetz in Konflikt. Die Liste der Unternehmen, gegen die Verfahren wegen Insiderhandels und Betrugs liefen oder noch immer laufen, ist lang. Und die der Gründer, deren Karriere im Gefängnis endete, wird immer länger: Man denke etwa an Ceyoniq-Chef Jürgen Rintrup, das Infomatec-Duo Gerhard Harlos und Alexander Häfele, Comroad-Gründer Bodo Schnabel oder die Moorhuhn-Designer Markus Scheer und Björn Denhard von Phenomedia.

Ein Hoch auf die stillen Stars 

Wie schön, dass es immer auch Licht geben muss, wo viel Schatten fällt. Gerne weisen wir auf IT-Unternehmen am Neuen Markt hin wie IDS Scheer, SAP SI, Itelligence, FJA, Medion, Soft M, Ixos und viele andere, denen eines gemein ist: Sie werden solide geführt, ohne dass die Geschäftsführungen die Bodenhaftung verloren hätten. Das gilt übrigens auch für die vielen stillen Stars im deutschen IT-Markt, die - aus heutiger Sicht glücklicherweise - den Verlockungen eines Börsengangs widerstanden. Wir möchten den SD&Ms, Mummerts und Maternas ebenfalls ein Denkmal setzen. Ohne sie wäre die IT-Landschaft ärmer.