Vodafone liebäugelt mit IT-Profis

13.07.2004
Von 
Peter Gruber arbeitet für die Portale Computerwoche und CIO.

Preisverfall im Mobilfunk

Neben dem lukrativen Datenverkehr der Unternehmenskunden sowie den voluminösen Infotainment-Diensten für Privatkunden sieht das Vodafone-Management nach wie vor in der Sprachkommunikation Wachstumspotenzial. In vielen Märkten, so die Analyse, entfallen nur 20 Prozent der Telefonminuten auf den Mobilfunk. "Wir müssen dem Festnetz Minuten abjagen", lautet deshalb das Credo von Sarin. Dabei ist sich der Vodafone-Boss der Tatsache durchaus bewusst, dass dieser Plan nur über den Preis realisierbar ist. "Die Tarife werden fallen und infolgedessen die Mobilfunkminuten wachsen", prognostiziert Sarin und erwartet diesen Trend in zwei bis fünf Jahren.

Diese Prognose wird durch die Marktforscher von Ovum gestützt. Sie rechnen bis zum Jahr 2008 mit einem Marktwachstum von 51 Prozent. Wie groß das Potenzial des Mobilfunks ist, beweist auch die Verbreitung des Handys. Einer Studie der Analysten von SRI Consulting Business Intelligence zufolge nutzen heute weltweit 1,3 Milliarden Menschen ein Mobiltelefon. Damit rangiert der Mobilfunk im internationalen Vergleich vor einer Milliarde E-Mail-Accounts, 700 Millionen PCs, 600 Millionen Internet-Nutzern sowie 80 Millionen Breitbandzugängen. Bei insgesamt sechs Milliarden Erdbewohnern sehen die Auguren für den Mobilfunk noch Luft nach oben.

Um möglichst viele und umsatzträchtige Kunden adressieren zu können, plant Sarin weitere Zukäufe, jedoch nicht um jeden Preis. Sein Augenmerk richtet sich dabei vor allem auf den osteuropäischen Markt. Nach dem im Frühjahr gescheiterten Versuch, AT&T Wireless zu kaufen, muss der Vodafone-Chef vorerst auch seine Pläne begraben, im US-Geschäft als eigenständiger Anbieter zu agieren, und ist in diesem Segment weiter auf die Minderheitsbeteiligung bei Verizon Wireless angewiesen.

Sarin ist das ein Dorn im Auge, denn ein Prinzip von Vodafone ist es, in allen Landesgesellschaften mindestens die Mehrheit anzustreben. Der Grund: Der Konzern möchte seine Marke und Dienste unabhängig von anderen Gesellschaftern weltweit einheitlich präsentieren. Deshalb läuft seit drei Jahren konzernintern das Projekt "One Vodafone", das zum Ziel hat, die Organisation und Entwicklung effizienter zu gestalten sowie das Markenbewusstsein in den jeweiligen Landesgesellschaften wie auch beim Kunden zu schärfen. Ein Beispiel dafür ist die Umwandlung der deutschen Tochter von D2 in Vodafone. Angesichts der jüngst bekannt gewordenen Vodafone-Pläne, hierzulande 50 Milliarden Euro des Mannesmann-Kaufpreises als Verlust steuerlich abzuschreiben, wird Vodafone bei den Deutschen eine Menge Überzeugungsarbeit leisten müssen, bis das Image Schumi- und Ferrari-Niveau hat.