Kontrolle über das Rechenzentrum

VMware träumt vom virtuellen Mainframe

24.02.2009
Von Wolfgang Sommergut 

Citrix vergrößert Gratisangebot

Wie schon in der Vergangenheit nutzte die Konkurrenz die VMworld, um die Zukunftsvisionen von VMware mit eigenen Ankündigungen zu stören. Citrix gab nach entsprechenden Gerüchten im Vorfeld offiziell bekannt, dass es nach der Express-Version auch die Enterprise-Ausführung von "XenServer" kostenlos abgeben werde. Fortgeschrittene Features für Hochverfügbarkeit, Speichermanagement und Provisioning können über das Zusatzpaket "Essentials for XenServer" nachgerüstet oder als Teil der Platinum-Ausgabe erworben werden.

Citrix-CTO Simon Crosby zeigte sich im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE zuversichtlich, dass sein Unternehmen damit dem Marktführer VMware Anteile abjagen könne. Gerade in Krisenzeiten, in denen IT-Budgets beschränkt seien, könnten Anwender eine kostenlose Alternative nicht ignorieren, die technisch ebenbürtig sei.

Erwartungsgemäß kommentierte VMware das Vorgehen von Citrix als Verzweiflungstat, die belege, dass der Microsoft-Partner nach der teuren Akquisition von Xensource im Markt für Server-Virtualisierung nicht Fuß fassen habe können. Das Unternehmen sei mit seiner traditionellen Ausrichtung auf Application Delivery nicht für die Virtualisierung von Rechenzentren vorbereitet. Die gleichzeitige Veröffentlichung der "Essentials für Hyper-V" werteten VMware-Repräsentanten als weiteres Zeichen dafür, dass Citrix von seinem Hypervisor abrücke.

In einer Pressekonferenz betonte Paul Maritz, dass sich durch die Citrix-Ankündigung aus seiner Sicht nichts verändere. Als gefährlichsten Konkurrenten betrachtet er weiterhin seinen ehemaligen Arbeitgeber Microsoft, der seine Pläne mit Hyper-V zielstrebig verfolge.

Analysten favorisieren Microsoft

Die Analysten von Gartner bestätigen diese Sicht, auch wenn Repräsentanten von VMware der daraus abgeleiteten Prognose nicht zustimmen. Demnach soll Microsoft im Jahr 2013 VMware als wichtigsten Anbieter von Virtualisierungssoftware ablösen. Die Marktforscher machen dabei aber keine Angaben, ob sich ihre Einschätzung am Umsatz oder an der Zahl ausgelieferter Kopien von Hyper-V und anderen Tools orientiert. Im Fall von Microsoft fällt eine solche Schätzung besonders schwer, weil das Unternehmen seine Basistechnik zur Virtualisierung mit dem Betriebssystem bündelt.

VMware vertraut nicht nur auf seinen Entwicklungsvorsprung, den Paul Maritz zufolge auch ein Konzern mit den Möglichkeiten von Microsoft nicht ohne weiteres aufholen könne. Vor allem hofft das Unternehmen darauf, dass viele Anwender Microsoft nicht die vollständige Kontrolle über das Rechenzentrum überlassen wollen. Wenn der Windows-Hersteller auch zum größten Lieferanten von Virtualisierungssoftware avanciere, dann drohe die Gefahr, dass andere Betriebssysteme nicht gleichwertig behandelt würden und noch weiter ins Hintertreffen geraten. In der aktuellen Version unterstützt Hyper-V neben Windows-Gästen nur eine Linux-Distribution (in Zukunft kommt noch Red Hat dazu), die aus Sicht des Administrators zudem schlechter bedient werden als das hauseigene Windows.