Utility Services müssen noch reifen

24.04.2002
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Dennoch spielen die ASPs eine - wenn auch nur untergeordnete - Rolle: Die großen Outsourcing-Partner kennen sich zwar mit der Bereitstellung von RZ-Ressourcen und dem Betrieb mächtiger ERP-Lösungen aus, „sie tun sich aber schwer mit punktuellen Outsourcing-Angeboten“, so Pascal Matzke, Analyst der Giga Information Group. „Daher nehmen sie flexible Partner ins Boot.“ Beispielsweise unterhält Cap Gemini Ernst & Young eine Beteiligung an Corio, und EDS kooperiert mit dem Messaging-ASP Mi8.

Bei drei Arten von Unternehmen sieht die Giga Information Group den größten Nutzen von Utility Services: Firmen, die eine Akquisition oder einen Zusammenschluss vollziehen, die saisonal schwankende Anforderungen haben oder die Web-Angeboten betreiben, deren Nutzungsgrad schwer vorhersehbar ist. Allerdings bieten sich nicht alle im Unternehmen genutzen Anwendungen sowie Prozesse an. Prädestiniert zum aufwandsgerechten Bezug sind Abläufe, die sich isolieren lassen. Das gilt etwa für die elektronische Beschaffung.

Utility Services sind häufig da sinnvoll, wo bestehende Outsourcing-Verträge um kurzfristigen Anforderungen zu erweitern sind. Der Job des Dienstleisters sollte es sein, schnell eine Web-Server aufzusetzen, schnell zusätzliche Bandbreite zur Verfügung zu stellen oder Applikationen freizuschalten, etwa wenn Marketingaktionen anlaufen oder Projekte starten. Für hausinterne Lösungen wären dazu zusätzliche Mitarbeiter mit dem entsprechenden Know-how erforderlich und es müssten Hard- und Softwarelösungen angeschafft und dauerhaft betrieben werden. Letztlich geht es also um Geschwindigkeit und um Kostenersparnisse.

Vieles, was die Giga Information Group in ihrer Analyse beschreibt, ist noch Zukunftsmusik. So sollen sich etwa auch Speicher und Rechenkapazität künftig je nach Geschäftsaufkommen beziehen lassen - allein die technische Basis fehlt heute noch. Zwar gibt es von den Hardwareherstellern seit geraumer Zeit Offerten à la „Capacity on Demand“ oder „Storage on Demand“, als Basis für Utility Services taugen sie nur bedingt, weil meistens nur Ressourcen hinzugefügt werden können. Die bedarfsweise Zu- und Abschaltung von Serverkapazitäten ist nämlich keineswegs bei allen Herstellern umgesetzt: HP-Server können es; Sun-Boliden fügen derzeit nur Kapazitäten hinzu. Erst ab Sommer wird der Hersteller Verfahren entwickelt haben, mit denen sich Ressourcen auch wieder abschalten lassen.

Auch auf Applikationsebene gibt es noch Hindernisse für die nutzungsabhängigen Modelle, hier bereitet die Lizenzpolitik der Hersteller Probleme. Von den bedeutenden Softwareanbietern hat sich Microsoft bislang am weitesten vorgewagt. In Redmond können Service-Provider monatlich abrechnen, und zwar pro Nutzer. Bei anderen Herstellern sind ebenfalls Ansätze zu Utility Services zu erkennen, es fehlt jedoch die konsequente Umsetzung bei der Lizenzierung der Software.

Bislang nur mäßige Kundenakzeptanz