Mobile-Computing-Markt im Wandel

Ultra-Notebooks versuchen Marktsegmente gegen CE-Rechner zu verteidigen

03.12.1998
MÜNCHEN (CW) - Zwei unterschiedliche Technologien für portable Rechner buhlen im Markt für Mobilrechner um die Gunst der Anwender. Beide Konzepte, immer kleiner werdende Notebooks auf der einen, "Jupiter"-Rechner mit Windows CE auf der anderen Seite, sind stark im Aufwind.

Wer an einem Rechner für unterwegs interessiert ist, wird mit einer schier unüberschaubaren Palette verschiedenster Geräte und Technologien konfrontiert. Vom Palmtop, der in die Hosentasche paßt, bis hin zum High-end-Sparcbook ist zwischen 100 und 30000 Mark alles zu haben. Am härtesten umkämpft ist das Preissegment unter 5000 Mark.

Auf der Comdex in Las Vegas präsentierten alle namhaften Portable-Hersteller ihre neuen Geräte. Im Verlauf des Jahres hatten sich die Hersteller bemüht, immer mehr Funktionen als festen Bestandteil in ihre Systeme zu integrieren. Fast alle neuen Geräte bieten in der Basiskonfiguration Universal Serial Bus (USB), Fast-Infrarot-Port und ein 56K-Modem. Jetzt feilen die Anbieter an der Größe der Geräte und an den Batterielaufzeiten, möglichst ohne dabei an Performance zu verlieren.

"Ultra-Notebook" heißt das neue Schlagwort der Branche. Diese Geräteklasse positioniert sich zwischen den High-end-Geräten und den kleinen Subnotebooks im Stil eines Toshiba-"Libretto". Die Ultras sind etwa so groß wie eine DIN-A5-Seite, leichter als drei Kilogramm und oft dünner als drei Zentimeter. Analysten prognostizieren ihnen einen weitaus größeren Markt als den Subnotebooks, vor allem, weil die Ultras wesentlich besser zu bedienende Tastaturen und leistungsfähigere Displays bieten.

Casio beispielsweise stellt mit dem "Cassiopeia Five" einen Ultraportable für Windows 98 vor. Das Gerät wird mit der Cyrix-CPU Media GX, 32 MB-RAM und einer 3,2-GB-Festplatte ausgerüstet. Der US-Preis liegt bei rund 2500 Dollar. Toshiba bietet mit dem "Portege 3010C" einen Intel-basierten Ultraportable, der bereits ab 2000 Dollar zu haben ist. Nach dem Vorstoß hauptsächlich japanischer Hersteller in den neuen Mobilcomputerbereich sollen in Kürze namhafte Hersteller wie IBM und Compaq mit eigenen Ultra-Notebook-Geräten folgen. Dell bietet jetzt schon mit dem "Inspiron 3500" ein Ultraflaches Notebook an, allerdings noch im Standardformat. Dafür ist dieses Gerät schon ab 4000 Mark zu haben. Für Anfang 1999 ist ein neues Modell des "Latitude" im Ultra-Format angekündigt, der mit einem normalen Pentium MMX ausgestattet werden soll.

Mit den neuen Geräten, günstigen Preisen und kleineren Formaten wehren sich die Notebook-Hersteller gegen die Konkurrenz der CE-Rechner. Neue portable Geräte der "Jupiter"-Klasse versuchen, den normalen Notebooks, vor allem im niedrigeren Preissegment, Kunden abzujagen. Belächelte man die ersten CE-Geräte noch als "gedopte Taschenrechner", bieten die Jupiter-Rechner im DIN-A5-Format eine Reihe von Vorteilen gegenüber normalen Notebooks. Bei CE-Rechnern ist das Betriebssystem in einem ROM-Baustein gespeichert und startet damit in wenigen Sekunden. Durch den geringeren Platzbedarf der Anwendungen kommen CE-Geräte ohne Massenspeicher und mit recht wenig RAM aus, das spart Energie und bietet Batterielaufzeiten bis zu zehn Stunden. Als CPUs dienen spezielle RISC- oder MIPS-Prozessoren. Das Angebot an CE-Standardsoftware wächst zudem stetig.

Nachdem HP mit dem "Jornada" schon im letzten Monat einen 1000-Dollar-Portable der Jupiter-Klasse angekündigt hat, stellte nun auch IBM mit dem "Io", benannt nach einem der Jupiter-Monde, einen CE-Rechner auf der Comdex vor. Io kostet ebenfalls nur knapp 1000 Dollar und soll es auf satte acht Stunden Batterielaufzeit bringen.

IBM wird nicht nur das Gerät selbst, sondern in absehbarer Zeit auch eine Reihe verschiedener Programme zur Anbindung der CE-Geräte an Business-Applikationen anbieten. Ab März will der IT-Gigant die Software "IBM Mobile Connect" herausbringen, die CE- und Palm-Pilot-Benutzern einen direkten Zugang zu Exchange oder Domino-Servern verschafft.

Die neuen Jupiter-Geräte haben alle Voraussetzungen, den Standard-Notebooks Marktanteile streitig zu machen. Mobilen Anwendern, denen Standardprogramme genügen oder die eine CE-Anbindung an ihre vertikale Applikation haben, werden die neuen CE-Geräte für ihre Arbeit ausreichen.