Komplettsystem ftServer tritt gegen die Softwarelösung Everrun FT an

Test: Fehlertolerante Server von Marathon und Stratus mit leichten Schwächen

07.12.2007
Von Dirk Pelzer

Moderate Hardwareanforderungen

Die Hardwareanforderungen von Everrun FT sind moderat. Neben den beiden Gigabit-Ethernet-Netzwerkkarten, die exklusiv für das Virtual Application Environment benötigt werden, empfiehlt Marathon zwei weitere Netzwerkanschlüsse je Knoten für die Client-/Server-Kommunikation, die über entsprechende Treiber als NIC- (Network Interface Card) Team konfiguriert sein sollten. Die Hauptspeicherausstattung sollte je nach Anforderung mindestens ein GB betragen, wovon dann maximal 768 MB für das VAE zur Verfügung stehen. Zudem werden pro Server entweder eine Dual-Core-CPU oder zwei Single-Core-CPUs benötigt. Diese können von Intel oder AMD stammen, müssen aber auf beiden physikalischen Systemen identisch sein.

Vereinfachte Administration

Da der geschützte Dienst aus logischer Sicht auf einem Server läuft, muss er nicht Cluster-tauglich sein. Zudem entfallen spezielle Skripte. Ferner gibt es keine Umschaltzeiten und auch keine Probleme mit Applikationen.

Auch im Wartungsfall leistet Everrun FT gute Dienste, obwohl es von Marathon derzeit noch keine Tools gibt, um ein automatisiertes und unterbrechungsfreies Upgrade (Rolling Update) des VAE vorzunehmen. Mit einigen manuellen Handgriffen lässt sich die Ausfallzeit jedoch verkürzen. Dazu muss der Systemverwalter zunächst die im VAE ausgeführte Applikation stoppen und dann einen der beiden physikalischen Knoten über die Administrationsoberfläche von Everrun FT deaktivieren. Der abgetrennte und zu aktualisierende Knoten muss dann vollständig vom Netzwerk getrennt werden. Anschließend kann der noch mit dem Netzwerk verbundene Knoten wieder das VAE in Betrieb nehmen. Auf dem anderen, vom Netzwerk getrennten System kann der Systemverwalter das VAE nun ebenfalls starten, die gewünschten Upgrades einspielen und testen. Waren die Tests erfolgreich, muss man die Applikation erneut stoppen, um die Netzanbindung wiederherzustellen und die beiden physikalischen Knoten zu synchronisieren. Dabei wird das aktualisierte VAE vom zuvor netzwerkseitig abgetrennten Server auf den produktiven zurückgespiegelt, während die gegebenenfalls geänderten Daten in umgekehrter Richtung gespiegelt werden.

Falls das Software-Update beispielsweise das Schema einer Datenbank verändert, muss der Administrator die Daten migrieren, was längere Ausfallzeiten nach sich ziehen kann. Marathon will künftig Tools liefern, um den Upgrade-Prozess weitestgehend zu automatisieren.

Nachteile von Everrun FT: drei Windows-Lizenzen erforderlich

Everrun FT hat aber auch ein paar Nachteile. Beispielsweise unterstützt das Produkt derzeit ausschließlich die englische Version von Windows 2003 Server. Für den Betrieb sind zudem insgesamt drei Windows-Lizenzen der Standard Edition erforderlich. Allerdings arbeitet die Lösung nicht mit 64-Bit-Windows zusammen. Auch kann Everrun FT maximal eine CPU für das Virtual Application Environment nutzen. 64-Bit- und Multi-CPU-Unterstützung hat Marathon jedoch für die nähere Zukunft in Aussicht gestellt.

Marathon Everrun FT

Preis: etwa 13.000 Euro (beinhaltet Lizenzen für zwei Server)

Optionale Split Site Software: rund 4000 Euro

Vorteile

+ Großer Funktionsumfang;

+ einfache Bedienung;

+ gute Dokumentation;

+ Realisierung von Fehlertoleranz mit Standard-Hardware;

+ Absicherung gegen Lokationsausfall;

+ problemlose Installation von Standard-Applikationen.

Nachteile

- Unterstützt nur 32-Bit Windows;

- mäßige Skalierbarkeit;

- Upgrades derzeit nur manuell und nicht unterbrechungsfrei ausführbar.

Performance-Messungen

  • 2 KB Mixed Read/Write: 2800 Ein-/Ausgaben pro Sekunde;

  • 4 KB Random Read: 2700 Ein-/Ausgaben pro Sekunde;

  • 4 KB Random Write: 1900 Ein-/Ausgaben pro Sekunde;

  • 10 MB Sequential Read: 41,4 MB pro Sekunde.

Simulierter Totalausfall

Sofern alle Hardwarevoraussetzungen erfüllt sind, bereiten Installation und Konfiguration von Everrun FT keine nennenswerten Schwierigkeiten. Auch Standardprodukte wie Microsoft SQL Server einzurichten, macht keine Probleme.

Positiv hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang die umfangreiche und gut verständliche Dokumentation, die zwar nur in englischer Sprache vorliegt, aber kaum Fragen offen lässt. Zudem lässt sich das Marathon-Produkt dank einer klar gegliederten Benutzeroberfläche einfach bedienen. Alle wichtigen Betriebsstati sieht der Anwender auf einen Blick. Vorbildlich ist zudem, dass Everrun FT Aktivitäten im Windows-Eventlog protokolliert.

Simulierte Ausfälle von Festplatten, Netzkomponenten sowie einem kompletten physikalischen Server fing das System zuverlässig ab. Selbst umfangreiche Festplattensynchronisationen, die nach einem simulierten Totalausfall eines Servers im Testlabor erforderlich waren, nahmen nur wenige Minuten in Anspruch.

Everrun FT kann in Sachen Leistungsfähigkeit zwar nicht mit dedizierten Einzelsystemen mithalten, jedoch bewegen sich die Zahlen in einem akzeptablen Bereich.