Server-Konsolidierung

Tatort IT: Wie der NDR seine IT-Kosten stranguliert

11.12.2008
Von 
Jan Schulze ist freier Autor in Erding bei München.

Zwei Fünftel weniger Server

Inzwischen hat sich die Zahl der Server um etwa 40 Prozent auf rund 50 verringert. Insgesamt war das Konsolidierungsprojekt aus Sicht der Rechenzentrums-Mannschaft erfolgreich - auch wenn es mit der ersten Blade-Generation ein paar Probleme auf Bios-Ebene gab. "Es kam zu Beginn immer wieder vor, dass ein Blade seine zugewiesenen Platten im Speicher-Pool nicht fand", erinnert sich Stamer. Doch inzwischen sei das das Problem behoben.

Der Betrieb von Blades verschiedener Generationen in einem gemeinsamen Chassis funktioniert reibungslos. Die Blades mit zwei bis vier Quad-Core-CPUs stellen mehr als genügend Rechenleistung zur Verfügung. Waren bei der alten SAP-Installation auf Vier-Wege-Alpha-Servern mit dem Unix-Derivat Tru64 noch zweieinhalb Stunden für einen Abrechnungsdurchlauf notwendig, erledigt die konsolidierte IT diese Aufgabe heute in gerade einmal 25 Minuten. Für Stamer ein großer Gewinn: "Falls ein Abrechnungsdurchlauf mal schiefgeht, haben wir nun ein ausreichend großes Zeitfenster als Reserve." Auch die Flexibilität konnte deutlich gesteigert werden: Jetzt sind alle Ressourcen in einem Pool vorhanden, also gehen neuen Projekten keine langen Beschaffungszeiträume voraus. Zudem müssen die Administratoren in den laufenden Betrieb nur noch eingreifen, wenn etwas nicht funktioniert.

Aus dem laufenden Budget finanziert

Nicht minder erfreulich stellt sich die finanzielle Seite des Projekts dar, wie Stamer erläutert: "Mit den energiesparenden Blade-Servern konnten wir unseren Stromverbrauch um ungefähr die Hälfte reduzieren." Und weil Blades deutlich preiswerter seien als Standard-Server, lägen auch die jährlichen Hardwarekosten um 40 Prozent niedriger als zuvor. Eine detaillierte Betrachtung des RoI (Return on Investment) war aus Sicht des NDR gar nicht notwendig, denn wegen des langfristigen Ansatzes und nicht zuletzt des hohen internen Know-hows ließ sich das Projekt zum größten Teil aus dem laufenden IT-Budget bestreiten.

Mit der nun eingeführten Infrastruktur aus Blades, SAN und Virtualisierung ist das Projekt "RZ-Optimierung" aber noch nicht abgeschlossen. Die weitere Planung sieht die Automatisierung mit Hilfe eines regelbasierenden Ansatzes vor: In der Produktion sind fünf bis zehn Minuten Stillstand bei einem Server-Ausfall nicht hinnehmbar. Deshalb sollen die Ersatz-Server künftig nicht mehr manuell, sondern automatisch einspringen: Ist kein Spare-Blade mehr frei, sollen nach festgelegten Regeln weniger wichtige Anwendungen, beispielsweise Schulungssysteme, heruntergefahren und die frei werdenden Ressourcen für die kritischen Systeme genutzt werden.

Aber nicht nur die Reaktion auf kritische Situationen, sondern auch der normale Betrieb wird weiter automatisiert. "Unser Ziel ist ein automatisches Rechenzentrum, das man gut mit den wenigen Leuten betreiben kann", bringt Stamer das gewünschte Ergebnis auf den Punkt. Wer mehr dazu wissen will, kann den Projektleiter unter www.10projects.de kontaktieren.

Projektsteckbrief

  • Projektname: "RZ-Optimierung", Konsolidierung der vorhandenen Server-Landschaft auf Blades, Wechsel zu einem neuen Betriebssystem.

  • Branche: Medien, öffentlich-rechtlicher Rundfunk.

  • Projektkategorie: Server-Konsolidierung.

  • Kernprodukte: Primergy Blades von Fujitsu-Siemens, Suse Linux, VMware, Xen.

  • Herausforderung: knappe Personaldecke, sparsamer Umgang mit den vorhandenen Budgets.

  • Ergebnis: einfachere Administration, Beschleunigung der SAP-Prozesse, höhere Flexibilität, geringere Betriebskosten.

  • Zeitrahmen: Vorüberlegungen bereits 2003, heute Blade-Server als Standard eingeführt, Umstieg von Tru 64 auf Linux vollzogen, Virtualisierung in weiten Bereichen umgesetzt.

  • Involvierter Anbieter: Fujitsu-Siemens Computers.

  • Ansprechpartner: Sönke Stamer, NDR.

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