Sun will aus Java endlich Kapital schlagen

01.10.2002
Von 
Wolfgang Sommergut ist Betreiber der Online-Publikation WindowsPro.

Im Unix- und Java-Lager zeichnet sich nicht nur bei Sun, sondern bei allen großen Infrastrukturanbietern ein Trend zu einem umfassenden Paket systemnaher Software ab. Getrieben werden sie dabei nicht nur von Microsoft mit seinem wuchtigen Backoffice-Portfolio, sondern auch von Open Source. Quelloffene Software entwertet diesen Geschäftsbereich zunehmend, mit Betriebssystemen, Datenbanken oder Mail-Servern alleine lässt sich kaum noch Geld verdienen. Dadurch stehen kommerzielle Anbieter unter dem Druck, ihre Plattformen ständig auszudehnen und Mehrwert in Form von komplexen Integrationsleistungen zwischen ihren Produkten zu erbringen.

So verwendet etwa Oracle die populäre Datenbank, die mittlerweile fast den Funktionsumfang eines eigenen Betriebssystems angenommen hat, als Sprungbrett in den Markt für Applikations-Server und Messaging. Sun hingegen möchte seine starke Unix-Position nutzen, um seine umfangreiche Middleware zu verkaufen.

Integrierte Middleware: Der Sun-ONE-Stapel soll alle Anwendungsbereiche von Transaktionsverarbeitung über Collaboration bis hin zur B-to-B-Integration unterstützen.

Daher kommt es einer Selffulfilling Prophecy gleich, wenn McNealy in Abrede stellt, dass ein eigenständiger Markt für Applikations-Server existiere. Namentlich gerichtet war diese Einschätzung an die Marktführer IBM und Bea, die ihr Middleware-Geschäft nach unten nicht auf ein eigenes erfolgreiches Betriebssystem stützen können. Bea versucht dieses Manko etwa durch eine Kooperation mit Hewlett-Packard zu kompensieren, dessen Ambitionen auf Basis des „Netaction“-Server gescheitert sind. Die IBM setzt nach ihrer verfehlten Betriebssystem-Strategie der letzten zehn Jahre wie Bea und Oracle auf Linux, um eine herstellerunabhängige Laufzeitumgebung für ihre Server-Software zu fördern. Beim freien Unix-Clone können die Anbieter sicher sein, dass sein Funktionsumfang nicht aufgrund bestimmter Marktzwänge immer weiter nach oben in den

Anwendungsbereich wächst.