Stiefkind IT-Controlling

25.02.2005
Von Christian Zillich

Hier werden eine Reihe von Fehlern gemacht, bemängelt der Controlling-Experte. Beispielsweise seien für die Steuerung regelmäßige Plan-Ist-Vergleiche unabdingbar, die bei größeren Vorhaben mindestens vierteljährlich angestellt werden müssten. Stattdessen würden in der Praxis schöne Statusberichte für die Projektleitungsgremien oder die Geschäftsführung erstellt, aber nicht überprüft, ob die Planungsparameter eingehalten wurden.

Eine häufige Unterlassung bei der Berechnung der Projektkosten bestehe darin, nur die Aufwände für externe IT-Anbieter und -Dienstleister zu berücksichtigen, weil diese eine Rechnung schreiben; interne Kosten beispielsweise für Personal würden dagegen oft nicht erfasst. "Das Argument lautet dann meist, das geht sowieso alles in einen Topf", erklärt Herrmann. So lasse sich allerdings nie herausfinden, was ein Projekt wirklich koste. Außerdem bestehe bei dieser Vorgehensweise die Gefahr, dass zufällig oder willkürlich subventioniert werde. Auch der Projekt-Review, also die Nachkalkulation nach Abschluss eines IT-Vorhabens, fällt meist unter den Tisch. Laut Herrmann wäre aber auch dies nicht so aufwändig, wie von den meisten befürchtet.

Defizite macht Herrmann allerdings nicht nur in den Unternehmen, sondern auch beim Berufsstand der Controller aus. Viele würden eine fachliche Auseinandersetzung mit den Besonderheiten der IT scheuen. Auch diesen Nachholbedarf belegt die Umfrage mit deutlichen Zahlen: 65 Prozent gaben an, für ein professionelles IT-Controlling nicht ausreichend gerüstet zu sein. Derartige Lücken im Knowhow sieht Herrmann in erster Linie bei Controllern, die sich aus dem Bereich Finanz- und Rechnungswesen entwickelt haben: "Die sind sehr zahlenverliebt." Zudem befassen sich diese Finanzexperten mit der geschäftsbereichsübergreifenden Planung und Budgetierung für das Gesamtunternehmen, "ihr Blick geht aber nicht in den IT-Bereich hinein, weil sie nicht verstehen, was da läuft", kritisiert Herrmann. Da er für den ICV auch IT-Controlling-Seminare gibt, kann er dieses Handicap bei vielen Teilnehmern am lebenden Objekt studieren. Sein Rat lautet: "Geht hinaus in die Fachbereiche und versucht, zu verstehen, was da läuft." Im industriellen Produktionsumfeld müssten sich Controller schließlich auch schlau machen, und das sei oft nicht weniger komplex als die IT.

Mittelständler hinken hinterher