Foxconn und Co

Sorgen wegen höherer Löhne in China übertrieben

17.06.2010
Chinas Fabrikarbeiter setzen höhere Löhne durch. Werden damit Handys oder Computer in Deutschland teurer?

Nein, die zusätzlichen Kosten seien nur minimal, sagen Experten. Höhere Einkommen sind allerdings gute Nachrichten für Chinas Wirtschaft. Streiks und Unzufriedenheit unter Wanderarbeitern zwingen Arbeitgeber in China, höhere Löhne zu zahlen. Verbraucher in Deutschland werden aber nicht unbedingt mit höheren Preisen für Waren "Made in China" rechnen müssen.

Die Arbeitskosten machen je nach Produkt meist nur fünf bis zehn Prozent aus. Selbst nach Lohnzuschlägen von 20 bis 30 Prozent können die Billiglöhne in China weiterhin als ausbeuterisch gelten. Vielfach werden Lohnzuschläge auch durch höhere Produktivität aufgefangen. Experten rechnen - mit wenigen Ausnahmen höchst arbeitsintensiver Industrien - auch nicht mit einer Abwanderung von Fabriken in andere Länder, sondern eher in ärmere Regionen Chinas, wo weiterhin niedrige Löhne gezahlt werden können.

Dass Fabrikarbeiter künftig mehr verdienen, wird Chinas Wirtschaft aber helfen, sich von seiner Exportabhängigkeit zu befreien. Der strukturelle Wandel auf Chinas Arbeitsmarkt "sollte begrüßt werden", sagte der China-Ökonom Ben Simpfendorfer von der Royal Bank of Scotland. "Arbeit ist in China und im Rest von Asien zu billig, was es erschwert, zu einem Wachstumsmodell zu wechseln, das vom Verbrauch angetrieben wird." Ein besseres Verhältnis von Gewinnen und Löhnen zur Wirtschaftsleistung sei eine notwendige Voraussetzung, um die heimische Nachfrage anzukurbeln, argumentiert Simpfendorfer.

Die Streiks beim japanischen Autohersteller Honda und die kräftigen Lohnzuschläge nach den Selbstmorden beim weltgrößten Elektronikhersteller Foxconn ermutigen Arbeiter in anderen Fabriken, ebenfalls höhere Löhne einzufordern. Angesichts der Verbitterung unter vielen Wanderarbeitern, die keine Zukunft für sich sehen, signalisierte Regierungschef Wen Jiabao seine Sympathien. "Wanderarbeiter müssen Fürsorge finden, geschützt und respektiert werden - insbesondere die jüngere Generation unter ihnen", sagte der Ministerpräsident.

Das Politbüro ist alarmiert und fürchtet den Aufstieg einer Arbeiterbewegung wie einst in Polen, was die Macht der Kommunistischen Partei untergraben könnte. Streikende Arbeiter in China sind heute bestens organisiert, kennen ihre Rechte, verständigen sich über Handys und Kurznachrichten und wissen aus dem Internet, wie viel ein Kollege in Japan verdient.