Soft M: "Wir würden nie auf Microsoft setzen"

28.09.2004
Von Hermann Gfaller

CW: Als Hauptproblem der mittelständischen Softwareindustrie werden immer wieder die politischen Rahmenbedingungen und die schwierige Finanzbeschaffung genannt. Wie sehen Sie das?

GÄRTNER: Natürlich haben es Software-häuser bei den Banken schwerer als andere Unternehmen. Das ist mit Basel II nicht einfacher geworden. Eine andere Möglichkeit ist die Finanzierung über Venture Capital. Das muss man sich allerdings gut überlegen. Die Investoren geben ihr Geld ja, um möglichst viel damit zu verdienen. Das hat Einfluss auf die Unternehmensstrategie. Es kann vorkommen, dass man eine gute Chance verpasst, etwa um mit einem gewissen finanziellen Aufwand einen neuen Markt zu erobern, weil man stattdessen auf den Shareholder Value achten muss. Wagniskapital kann somit eine sehr zweischneidige Hilfe sein. Da wir auf jeden Fall autark bleiben wollten, haben wir uns schon 1998 für den Börsengang entschieden. Aber um es klar zu sagen: Geld ist nicht das Hauptproblem der Branche, es sind auch nicht die politischen Rahmenbedingungen, wie manche behaupten.

CW: Was dann?

GÄRTNER: Beschleunigt wurde der Konsolidierungsprozess zum einen durch die schleppende Binnenkonjunktur der vergangenen Jahre. Zum anderen hat der eine oder andere Wettbewerber wohl auch strategische Fehlentscheidungen getroffen oder der Kostenseite nicht genügend Beachtung geschenkt.

CW: Es ist immer wieder davon die Rede, mit Hilfe von Web-Services und Softwarekomponenten lose Unternehmens- und Funktionsgruppen aufzubauen.

GÄRTNER: Die Techniken erleichtern die Zusammenarbeit, aber im Kern geht es dabei um gemeinsame Entwicklungen. Man muss im Detail klären, wo eine Funktion anfängt und wo die andere aufhört. In lockeren Verbünden geht das nicht, denn hier entstehen gemeinsame Produkte, gemeinsam bis zu den Nutzungsrechten und Vermarktungskonzepten.