Employer Branding

So findet der Mittelstand IT-Fachkräfte

03.11.2008
Von 
Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

IT-Talente an den Universitäten jagen

Für Adobe stellt sich daher die Aufgabe, sich bei Entwicklern und IT-Fachleuten nicht nur als Lieferant innovativer Programme, sondern auch als Arbeitgeber bekannt zu machen. Auf der Jagd nach Top-Talenten "müssen wir einen Dialog mit den Experten aufbauen", formuliert Recruiterin Mila Wilson die Anforderung. Dies geschieht nicht in Form traditioneller Stellenanzeigen, sondern als Konsequenz einer Öffnung und aktiven Vermarktung des Unternehmens: "Vor allem Universitäten bieten sich an, um für technische Nachwuchskräfte zu werben." So hält das Unternehmen einen "Tag der offenen Tür" ab, engagiert sich an Uni-Veranstaltungen und plant, eigene Experten als technische Koryphäen an die Hochschulen zu schicken.

Die alten IT-Hasen haben noch Lust

Neben den jungen Nachwuchskräften verweist die Adobe-Recruiterin auch noch auf die Gruppe der erfahrenen IT-Profis ("50plus"), die ein großes Reservoir an Fachkräften bilden. "Durch ihre andere Perspektive sehen erfahrene Mitarbeiter Probleme, bevor sie sich zu ernsten Herausforderungen entwickeln", berichtet Wilson. Zudem sei es in relativ jungen Teams empfehlenswert, einen Ruhepol in der Mannschaft zu installieren - was aber nicht bedeutet, dass sich der erfahrene Mitarbeiter auf seinen vermeintlichen Meriten ausruht, während die jüngeren Experten dem Zeitplan hinterherhetzen. Fehlender Ehrgeiz der Älteren sei aber häufig nur eine Unterstellung, sagt Wilson: "Viele Mittfünfziger können und wollen noch zehn Jahre etwas voranbringen."

Wirtschaftskrise löst das Personalproblem nicht

Indirekte Entlastung könnte die aktuelle Wirtschaftskrise bringen, wenn Konzerne Stellen abbauen und die Nachfrage nach IT-Experten sowie deren Kosten sinken. Allerdings will Bitkom-Arbeitsmarktexperte Pfisterer noch keine generelle Entwarnung geben, denn es handelt sich um ein strukturelles Problem aus mehreren Dimensionen. Einerseits bewegen sich die ersten - und vor allem die geburtenstarken - Informatik-Jahrgänge auf den Ruhestand zu, wodurch der Ersatzbedarf drastisch ansteigen wird. Andererseits kommen die geburtenschwachen Jahrgänge auf den Arbeitsmarkt, und deren Interesse an technischen Studiengängen ist zurzeit nur gering. "Mittelfristig bleibt die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage bestehen", so Pfisterer. Es könnte sich für Mittelständler daher als Fehler erweisen, in puncto IT-Expertise allein auf die lindernden Nebenwirkungen der Wirtschaftskrise zu vertrauen. Experten, soviel ist sicher, haben immer Konjunktur.