Siemens kommt nicht zur Ruhe

04.07.2006
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Die Belegschaftsaktionäre hegen ähnliche Befürchtungen. Siemens wolle sich mehr oder weniger geräuschlos aus diesem Geschäftsfeld zurückziehen. "Dies ginge an die Wurzeln und das Selbstverständnis von Siemens und wäre zudem ein beunruhigendes Signal für den Standort Deutschland", warnt der Vereinsverantwortliche Wolfgang Niemann. Vor allem die ehemaligen Siemens-Mitarbeiter könnten die Verlierer dieses Geschäfts sein. Man könne den Kurs nur mittragen, "wenn die Mitarbeiter des Com-Bereichs nicht reinen Renditeinteressen geopfert werden".

Entlassen hilft sparen

Nokia und Siemens schaffen sowohl im Festnetz- wie im Mobilfunksektor den Sprung aufs Treppchen der drei weltweit führenden Ausrüster.
Nokia und Siemens schaffen sowohl im Festnetz- wie im Mobilfunksektor den Sprung aufs Treppchen der drei weltweit führenden Ausrüster.

Doch die Vorzeichen deuten auf einen massiven Stellenabbau. Bereits im ersten Jahr soll Nokia Siemens Networks eine zweistellige operative Marge einbringen, gab Nokia-Chef Olli-Pekka Kallasvuo die Marschrichtung vor. Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, gilt es, auf die Kostenbremse zu drücken. Bis 2010 sollen rund 1,5 Milliarden Euro an "Synergieeffekten" realisiert werden. Nach zusätzlichen Sparpotenzialen werde gesucht.

Das geht in erster Linie auf Kosten der Mitarbeiter. Zwischen 6000 und 9000 Stellen könnten wegfallen, hieß es. Das entspricht zehn bis 15 Prozent der rund 60 000 Köpfe zählenden Belegschaft des Joint Ventures. Insider sprechen sogar von bis zu 20 000 Jobs, die gestrichen werden müssten, um die Vorgaben einzuhalten.

Nokia Siemens Networks (NSN)

Geplanter Start: 1. Januar 2007.

Management: CEO Simon Beresford-Wylie (Nokia), Finanzchef Peter Schönhofer (Siemens), Marketing Karl-Christoph Caselitz (Siemens), COO Mika Vehviläinen (Nokia).

Zentrale: Espoo (Finnland).

Konsolidierter Jahresumsatz: 15,8 Milliarden Euro (Siemens 9,2 Milliarden Euro - Nokia 6,6 Milliarden Euro).

Sparziele: 1,5 Milliarden Euro bis 2010.

Belegschaft: 60000 (Siemens 40000 - Nokia 20000), zehn bis 15 Prozent der Stellen könnten gestrichen werden.

Arbeitnehmervertreter beklagten den "radikalsten Bruch in der Geschichte des Hauses Siemens" und bekräftigten, dies nicht kampflos hinnehmen zu wollen. Sie machten das Management für die Schieflage des Geschäftsbereichs verantwortlich. "Mitarbeiter mussten durch Mehrarbeit, Einkommensverzicht und Stellenverluste Opfer für die Rettung des Bereichs erbringen, während die verantwortlichen Manager ihre Schäfchen ins Trockene gebracht haben", heißt es in einer Erklärung.