Microsofts .Net: Werkstatt für Web-Services

Schulungsaufwand nicht unterschätzen

10.12.2001

Am Beispiel Soap wird deutlich, wie wichtig Standards für verteilte Internet-Anwendungen sind. Bisher konnte Microsoft proprietäre Softwaretechnik wie DCOM dank der Marktpräsenz von Windows leicht durchsetzen. Im heterogenen Internet ist aber kein Hersteller in der Lage, seinen eigenen Standards Geltung zu verschaffen. Diese Tatsache konnte auch Microsoft nicht länger ignorieren und hat mit .NET eine deutliche Kurskorrektur vorgenommen. Die Plattform setzt fast gänzlich auf Standards wie HTTP, HTML, XML und Soap auf, während DCOM als Protokoll gar nicht mehr unterstützt wird.

Normierung läuft noch

Allerdings haben noch nicht alle verwendeten Verfahren ihren Standardisierungsprozess abgeschlossen. Die Flexibilität des .NET-Frameworks soll es jedoch jederzeit erlauben, die jeweils aktuellste Norm zu unterstützen, ohne dass man den Quellcode bestehender Anwendungen ändern muss. So basierte die .NET Beta 1 noch auf XML-Schemata (XSD) von 1999, während die Beta 2 schon auf der verabschiedeten Norm von 2001 fußt.

Aber Microsoft hat auch große Teile des .NET-Frameworks selbst zur Normierung eingereicht. So liegen die neue Programmiersprache C# und die Common Language Infrastructure (CLI) bei der ECMA zur Standardisierung vor. Das ermöglicht nicht nur Dritten die Portierung auf andere Plattformen, sondern setzt auch Sun unter Druck, das sich bisher jeder Standardisierung von Java verweigert.

Wirklich neue Technologie birgt das .NET-Framework nicht. Seine Stärke liegt vielmehr darin, bekannte Ansätze zu integrieren und konsequent fortzuführen. Ein gutes Beispiel dafür ist die neue Programmiersprache C#, die einerseits von C++ abstammt, aber andererseits eher eine Weiterentwicklung von Java darstellt. C# "erbt" von Java die Einfachheit und Eleganz, erweitert aber dessen Funktionalität und bietet einen noch konsequenter objektorientierten Ansatz. Von C++ stammen Sprachkonstrukte wie das Überladen von Operatoren und Zeigen, jedoch ohne deren Komplexität und Fehleranfälligkeit.

Auch seine bewährten Active Server Pages (ASPs) hat Microsoft weiterentwickelt - zu ASP.NET. Damit steht jetzt ein vollständig objektorientiertes Modell zur Verfügung, das die Trennung von Programmcode und Oberfläche unterstützt. Dabei werden sogar die verschiedenen Browserprodukte vom Netscape Navigator über den Internet Explorer bis hin zu WAP-Handys mit ein und demselben Quellcode unterstützt, was die Wartbarkeit der Software verbessert.