Neue Modelle von Toshiba und AST - Seitensprung mit AMD

Schnelle Prozessoren und kleine Preise nähren Notebook-Boom

13.09.1991

MÜNCHEN (CW) - Für Notebook-Freunde bringt dieses Jahr noch einige Neuankündigungen. So wollen IBM und Toshiba sowie AST, Wyse und Everex in den USA demnächst neue tragbare Rechner herausbringen. Mit von der Partie sind zwei Modelle mit dem stromsparenden und zudem schnellsten 386SX-Chip, der von AMD kommt und den zwei bedeutende Hersteller - AST und Toshiba - in ihre Rechner integriert haben.

Der deutsche Anwender bekommt wahrscheinlich das AST-Produkt "Premium Exec 386SX/25" als erstes zu Gesicht. Bereits Mitte Oktober sollen die Geräte auf dem deutschen Markt verfügbar sein. Der Rechner integriert einen 386SX-Chip von Advanced Micro Devices (AMD), einem Nachbau des Intel-386SX-Prozessors, der jedoch mit 25 Megahertz arbeitet. Bei Intel endet das 386SX-Angebot bei 20-Megahertz-Versionen. Dies sei auch der Grund, so ein Sprecher der deutschen AST-Niederlassung, warum in diesem Fall eine AMD-CPU verwendet wurde.

Durch die Taktrate von 25 Megahertz arbeiten die AMD-Bausteine Testergebnissen zufolge rund 25 Prozent schneller als das 20 Megahertz- Produkt des CICS-Marktführers Intel und sind zudem stromsparender. Nachdem der AMD-Chip trotz stärkerer Leistung etwa für den gleichen Preis wie das Konkurrenzprodukt abgegeben wird, rechnet der AST-Mann bei Notebooks mit dem 20-Megahertz-Intel-Prozessor und bei Notebooks mit einer 25/386SX-AMD-CPU etwa mit dem gleichen Preis.

Auch die Toshiba America Information Systems Inc. wird den Informationen zufolge einen 386SX-Notebook auf den Markt bringen, der erstmals in der Toshiba-Geschichte nicht mit einem Intel-Prozessor, sondern, wie das AST-Produkt, mit einem Chip von AMD arbeitet. Im Gegensatz zu AST sei von der deutschen Toshiba "in nächster Zeit mit keiner Ankündigung zu rechnen", so die Pressesprecherin Annegret Lau-Wagner. Dies kann sich jedoch, wie sich bereits bei dem T1000SE zeigte, schnell ändern. Entgegen der damals gegenüber der COMPUTERWOCHE getätigten Aussage von Toshiba, das in Japan auf den Namen Dynabook getaufte T1000SE-Modell werde in Deutschland so schnell nicht auf den Markt kommen, konnten die Anwender den Rechner nach kurzer Zeit auch hier erwerben .

Der japanische PC-Hersteller verzichtet jedoch bei der 386SX-Technologie nicht ganz auf Intel und stellt mit dem "T2200" einen 386SX-Notebook mit dem 20-Megahertz-Chip von Intel in Aussicht. Das Gerät integriert eine 60-MB-Festplatte und soll zu einem aggressiven Preis angeboten werden, wollen Insider gegenüber der CW-Schwesterpublikation "Computerworld" wissen. Diese Niedrigpreis-Politik träfe genau die Einschätzung der Analysten. Für Andrew M. Seybold von Dataquest entwickelt sich der Notebook-Markt hin zu Geräten, die sich - leichter und mit größerer Funktionalität ausgestattet - in einem Preis-Spektrum zwischen 2500 und 3500 Dollar bewegen werden.

Das Gegenteil nehmen IBM-Nahestehende von dem 386SX-Notebook von Big Blue an, der vorerst mit einer Taktrate von 16-Megahertz, später aber mit 20-Megahertz auf den Markt kommen soll. Der Preis, der nach Informationen, die die Computerworld aus IBM-Kreisen erhielt, etwa 4000 Dollar betragen wird, liegt deutlich höher als der vergleichbarer Konkurrenzprodukte. Zugleich hält sich in Amerika das Gerücht, daß Emulex einen 386SL-Notebook ankündigen wird, dessen Batterie aufgrund der in den Rechner integrierten Power-Management-Funktionen etwa zehn Stunden arbeitet.

Dagegen können die deutschen Anwender Ende des Jahres mit dem "Decision Mate SX" von Wyse rechnen, meldet die bei München ansässige Wyse Technology GmbH, Grasbrunn. Der Notebook, der wie die beiden vorher beschriebenen Modelle mit einem 386SX-Prozessor (20 Megahertz) arbeitet, wiegt in der magersten Ausstattung etwa zwei Kilogramm. Der Rechner kann jedoch modular ausgebaut werden, wodurch sich das Gewicht erhöht.

Mit den unter der Bezeichnung "Personality Modul" angebotenen Bausteinen läßt sich der PC nach Wunsch konfigurieren. Das im Lieferumfang enthaltene 3 l/2-Zoll-Diskettenlaufwerk wird vom Anwender als externe Komponente ebenfalls nur bei Bedarf angeschlossen. Weniger erfreulich ist die kurze Betriebszeit der eingebauten Batterie, die laut Anbieter l,5 Stunden beträgt. Sie soll jedoch durch ansteckbare Zusatzakkus um weitere 2,5 Stunden verlängert werden können.

Das seitenbeleuchtete, papierweiße Display des Wyse-Rechners mißt in der Diagonale 8 1/2 Zoll und unterstützt 32 Graustufen in der Standard-VGA-Auflösung von 640 x 480 dpi. Ebenso wie die Notebook-Rechner des Laptop-Marktführers Toshiba, die über den Auto-resume-Mode verfügen, sind die Decision-Mate-SX-Modelle mit einer "Suspend-Resume"-Funktion ausgestattet, die den Status einer Applikation beim Ausschalten des PCs auf die Festplatte schreibt. Beim Neustart kann der Anwender wieder genau an der Stelle weiterarbeiten, am der die Applikation zuvor unterbrochen wurde, ohne über das Systemmenü gehen zu müssen.

In der Basisausführung wird der PC mit Festplatte, MS-DOS 5.0 sowie Laplink-Software und Datenkabel angeboten, die Tastatur soll die normale Größe besitzen. Die Version mit 1 MB RAM und 30-MB-Festplatte kostet rund 6500 Mark. Für die Variante mit 2 MB RAM und 40 MB-Festplatte sind etwa 7500 Mark aufzuwenden. Ende dieses Jahres soll außerdem ein Notebook-Modell mit 4 MB RAM und einer 60-MB-Festplatte auf den Markt kommen. Dieses tragbare Gerät biete dann eine ausreichende Leistung, um darauf die grafische Benutzeroberfläche Windows 3.0 oder die Tabellenkalkulation Lotus 1-2-3 einzusetzen. Nach Angaben einer Mitarbeiterin der deutschen Niederlassung des kalifornischen Unternehmens steht der Preis für diese Decision-Mate-Konfiguration noch nicht fest.