Auf Wertschätzung kommt es an
Immer wichtiger werde in der modernen Arbeitswelt die Wertschätzung, die jeder Mitarbeiter von Vorgesetzten erfährt, glaubt Schulze. Das liege daran, dass mancher nicht überblicken kann, was seine Tätigkeit zu dem Ergebnis beiträgt, an dem er nachher gemessen wird. "Dabei kommt es auf die Form der Anerkennung an", sagt Schulze. "Eine ritualisierte Kommunikation, also etwa eine überschwängliche Rede auf der Weihnachtsfeier, bringt nicht viel, wenn es vorher im Alltag an konkreten Rückmeldungen gefehlt hat, die zeitnah das individuelle Engagement würdigen."
- 1. Transparenz schaffen
Mitarbeiter müssen genau wissen, welcher Nutzen hinter einer Lösung oder einem Angebot steckt. Das ist die wichtigste Basis, um den Wert der eigenen Arbeit erkennen zu können. Es geht nicht nur darum, Lob von anderen richtig einzuordnen, sondern auch selbst eigene Erfolge erkennen zu können. - 2. Lob – kundenorientiert denken
Das direkte Lob vom Kunden „am anderen Ende“ bis hin zum Mitarbeiter weitergeben. Es gibt kaum ein besseres Lob als das aus dieser Quelle. Dieses Lob bestätigt letztendlich den Sinn der gesamten Arbeit. - 3. Eine gemeinsame Sache
Klassisch erwartet ein Mitarbeiter Lob vom direkten Vorgesetzten. Wenn sich die Gelegenheit für positives Feedback ergibt, sollte nicht zwischen Teamleiter und Geschäftsführer unterschieden werden. Das Lob muss von allen Seiten kommen. - 4. Lob braucht keine Termine
Jährliche Personalgespräche sind gute Anlässe, um Mitarbeiter zu loben – aber keineswegs die einzige Möglichkeit! Spontanes Lob aus aktuellen Anlässen unter dem Jahr erfreut den Mitarbeiter umso mehr und verdeutlicht zudem, dass das Geben von positivem Feedback für die Führungskraft keine bloße Pflichterfüllung ist. - 5. Jede Meinung zählt
Wertschätzung kann nicht nur in Form von Worten ausgedrückt werden, sondern fließt am besten konstant in die tägliche Zusammenarbeit ein. Es sollte für jeden Mitarbeiter spürbar sein, dass seine Meinung Gewicht hat. Auch wenn dies ein stilles Lob ist, ist es jedoch mindestens genauso laut wie jedes gesprochene Wort.
Und schließlich sollten Kollegen und Vorgesetzte vorbeugend aufmerksam sein, Frühwarnzeichen psychischer Belastungen wahrnehmen und ansprechen, bevor der Krankenschein auf dem Schreibtisch landet. Eines der wichtigsten Frühwarnzeichen wird oft übersehen, warnt Schulze: "Zu Beginn eines Burnouts steigern die Betroffenen ihr Engagement. Sie merken, dass sie an eine Grenze kommen, wollen es aber der Umwelt nicht zeigen." Ein anderes Indiz ist, wenn Mitarbeiter stiller werden, sich zurückziehen, in Ruhe gelassen werden wollen. Dann sollte man das Gespräch suchen - und zwar ohne Vorwürfe.
Die Forderung von Andreas Seidler, psychische Belastungen am Arbeitsplatz konsequent erfassen und beurteilen zu lassen, so wie so wie es für Gefahrstoffe ja schon seit Längerem gesetzlich vorgeschrieben ist, sollte für Unternehmen, die als Arbeitgeber eine Zukunft haben wollen, keine Drohung sein.
Quelle: Wirtschaftswoche