SAP-Kunden tappen im Dunkeln

09.03.2005
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Der Zeitplan der SAP-Verantwortlichen auf dem Weg in die neue Service-orientierte Softwarewelt ist ehrgeizig. Bereits im laufenden Jahr sollen ausgewählte Partner die Business Process Platform benutzen können. Ab 2006 könnten SAP zufolge alle Partner auf der neuen Basis entwickeln. 2007 soll die Umstellung abgeschlossen sein.

Anbieter lassen Kunden zappeln

Während Kunden und Partner noch darüber rätseln, welche Auswirkungen SAPs neue "Business Process Platform" haben wird, ist die Klientel der Wettbewerber Oracle und Microsoft auch nicht besser dran. Oracle will bis 2007 mit dem "Project Fusion" ein einheitliches Produktportfolio für Business-Software entwickeln. Darin sollen sowohl Funktionen der eigenen Anwendungen wie auch der Peoplesoft-Produkte einfließen. Technische Details blieb der Datenbankspezialist bislang schuldig. Spötter höhnten in diesem Zusammenhang bereits, Oracle hätte sein Vorhaben besser "Project Confusion" genannt. Microsoft bemüht sich derzeit mit dem "Project Green", eine eigene ERP-Lösung auf .NET-Basis zu entwickeln. Fehlende Informationen sorgen auch hier für Unruhe unter Kunden und Partnern. Die Verantwortlichen räumten jedoch bereits ein, dass mit Project Green vieles neu entwickelt werden müsse.

Veränderungen dauerten meist länger, als Hersteller und Analysten glaubten, warnt indes Bruce Richardson, Analyst von AMR Research. Der Wechsel zu Service-orientierten Architekturen (SOAs) könnte aus dem einfachen Grund mehr Zeit beanspruchen, weil Hersteller Milliarden von Codezeilen neu schreiben beziehungsweise an Web-Services-Umgebungen anpassen müssten. Außerdem gebe es noch längst keine Garantie dafür, dass die an vorgefertigte Applikationssuiten gewöhnten Kunden künftig einzelne Softwarebausteine beziehungsweise Web-Services kaufen werden, ergänzt sein Kollege Jim Shephard. "SAP-Kunden brauchen Zeit, um wirklich zu verstehen, was das für sie bedeutet."