SAP-Kunden tappen im Dunkeln

09.03.2005
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Mit der Ankündigung ihrer "Business Process Platform" hat SAP unter Anwendern Verwirrung gestiftet.

Hier lesen Sie …

  • wie Anwender über SAPs neue Business Process Platform denken;

  • welche Auswirkungen die neue Architektur auf die Softwareentwicklung hat;

  • welche strategischen Entscheidungen die SAP-Kunden treffen sollten.

Das ist ein dramatischer Umbau im Rahmen der ESA-Strategie der SAP", kommentiert Stefan Klose, Leiter des Arbeitskreises Basis und Technologie bei der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG), die jüngsten Ankündigungen der SAP. Während heute die Anwendungen in einem mehr oder weniger eingefrorenen R/3-Kern liefen, sollen die Applikationen Kloses Interpretation zufolge auf die Business Process Platform migriert werden.

Diese werde die neue Ablaufplattform für die betriebswirtschaftlichen Komponenten der SAP-Software sein. Derzeit sei es jedoch noch zu früh, um Genaueres über den Wechsel sagen zu können, ergänzt DSAG-Geschäftsführer Mario Günter. Die SAP erfinde ihre Art und Weise der Softwareentwicklung neu. Es sei noch nicht abzusehen, was auf die Anwender zukomme. Allerdings dürfte eine Migration mit wachsendem Abstand immer komplexer werden.

Klose rechnet damit, dass für die Business Process Platform ein Teil der vorhandenen SAP-Software angepasst beziehungsweise neu erstellt werden muss. Auf Knopfdruck werde die Umstellung sicher nicht funktionieren. Damit dürften die Softwerker aus dem Badischen in den kommenden Jahren gut beschäftigt sein.

Das scheinen auch die SAP-Verantwortlichen erkannt zu haben. Vorstandssprecher Henning Kagermann hatte zuletzt 2005 zum Jahr der Investitionen erklärt. Rund 1000 Entwickler will der studierte Physiker allein für die Entwicklung der Business Process Platform abstellen. Die neue Basis werde die Softwareprogrammierung industrialisieren. Ähnlich wie bei den Plattformstrategien der Automobilhersteller ließen sich künftig einzelne Komponenten wiederverwenden, so Kagermanns Vision.

Milliarden Codezeilen müssen neu geschrieben werden