Reinhard Clemens, EDS: "Die Kunden fragen sich, ob Outsourcing das Richtige ist."

08.07.2005

Der neue Trend geht zur Auslagerung von Commodity-Diensten wie Web-Hosting, Desktop- und Rechenzentrumsbetrieb. Wenn Kunden dies auslagern, ist es ihnen egal, wie der Dienstleister die Services erbringt. Als Anbieter hat man viele Freiheiten und kann innovative Verfahren nutzen, um die Qualität zu verbessern und die Preise zu senken, etwa mit weltweiten Sourcing-Konzepten.

CW: Den Betrieb von Commodity-Diensten bieten viele an. Das Sahnehäubchen für die meisten Dienstleister - so scheint es derzeit - sind Aufträge für das Business Process Outsourcing (BPO). Mit diesen höherwertigen Diensten lassen sich bessere Margen erzielen.

CLEMENS: Das stimmt nicht. Im BPO-Umfeld gibt es auch viele Commodity-Dienste, etwa das Drucken und Verteilen der Gehaltsabrechnungen. Glauben Sie nicht, man könne mit Payroll-Services viel Geld verdienen. Gute Gewinnspannen gibt es im HR-Umfeld, wenn man verantwortungsvolle Dienste übernimmt. Die Bereiche Sozialleistungen, Vergütungsmanagement, Personalbeschaffung und Stellenbesetzung, Versetzungen, Personalverwaltung und Personalentwicklung zähle ich dazu. Hier sehen wir großes Potenzial. Daher ist EDS im März ein Joint Venture mit dem HR-Spezialisten Towers Perrin eingegangen.

CW: Welche Bedeutung hat BPO für die IT-Dienstleister?

CLEMENS: Der Hauptumsatz kommt nach wie vor aus dem IT-Umfeld, aber BPO entwickelt sich. Wir sehen gerade Ansätze eines Trends in der Finanzindustrie, BPO-Themen wie Wertpapierabwicklung, Card-Processing und Darlehensverwaltung spezialisierten Anbietern, so genannten Vertical-Business-Process-Outsourcer zu übergeben. Diese Dienstleister bauen für ihre Kunden Shared Service Center für industriespezifische Aufgaben auf.

CW: Andererseits betreiben große Konzerne zunehmend interne Shared Service Center. Siemens macht dies etwa im HR-Bereich. Die Unternehmen haben diese internen Servicezentralen offenbar als Alternative zum Outsourcing entdeckt.