Reinhard Clemens, EDS: "Die Kunden fragen sich, ob Outsourcing das Richtige ist."

08.07.2005

CW: Worauf führen Sie die Zurückhaltung zurück?

CLEMENS: Die Unternehmen wollten nicht investieren, darunter hat die ganze Industrie gelitten. Im Outsourcing-Geschäft gab es kaum Neuverträge.

CW: Aber die Serviceindustrie hat über die allgemeine Wirtschaftsflaute hinaus gelitten, weil sehr viele negative Erfahrungen mit dem Auslagern gemacht wurden.

CLEMENS: Es gibt einige schwarze Schafe in der Industrie, die gerne viel versprechen, aber wenig halten. Das konnte man in der Vergangenheit an einigen Beispielen sehr schön sehen, in denen angeschlagene Firmen ihre Assets, ihre Rechenzentren, an Dienstleister verkauft haben. Die Abkommen geben für die Kunden unter strategischen Gesichtspunkten wenig Sinn. Diese Beispiele schaden der gesamten Industrie. Daher rührt die aufkommende Verunsicherung, die Kunden fragen sich, ob das Outsourcing das Richtige für sie ist.

CW: Outsourcing ist nicht neu, die Anbieter haben hinzugelernt, die Kunden auch. Was hat sich geändert?

CLEMENS: In der Vergangenheit gab es viele Joint Ventures von Anwendern und Anbietern, in denen den Kunden Einsparungen von 20 Prozent und mehr versprochen wurden. Nach einigen Jahren kam bei den Unternehmen häufig das Erwachen: Sie mussten erkennen, dass in den Servicezentren immer noch die gleichen Leute saßen. Der Dienstleister hat den IT-Betrieb zwar billiger gemacht, aber nicht besser. Das ist eine Erfahrung, mit der heutige Kunden auf Dienstleister zugehen.