Das Coaching-Prinzip

Reflexion statt Tipps

13.12.2006
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.

Auch die Führungskräfte der Inforte Deutschland GmbH mussten lernen, wieder offen miteinander umzugehen. Diese Fähigkeit waren den Beratern für Business Intelligence während der vorangegangenen zweijährigen Wachstumsphase verloren gegangen. Vor allem innerhalb des erweiterten Führungskreises verloren sich die Diskussionen oft auf emotionaler Ebene, statt sachlich zu bleiben. Um kommunikativ wieder fit zu werden, holte sich Geschäftsführer Andreas Wilmsmeier mit Happich einen Coach ins Haus. In einem eintägigen Workshop unter dem Motto "Konflikt-Moderation" sollten alle Mitglieder des erweiterten Führungskreises sich offen austauschen können und Ursachen für ihr Unbehagen finden.

Die Grenzen von Coaching

Ein Ergebnis: Während sich die Mitarbeiterzahl von Inforte von 25 auf heute 45 fast verdoppelt hatte, konnte die Weiterentwicklung der Organisationsstrukturen nicht Schritt halten; neue Rollen und Verantwortlichkeiten wurden eingeführt, in vielen Fällen waren die Zuständigkeiten undeutlich geworden. "Unterbewusst war es vielen klar, dass das schnelle Wachstum eine gewisse Unruhe ins Unternehmen bringt", sagt Wilmsmeier. "Aber richtig konkretisiert haben wir das erst auf dem Workshop." Dank der externen Moderation gelang es auch, die Kommunikation wieder zu versachlichen, so der Geschäftsführer. Auch wenn binnen eines Tages die Probleme nicht aus der Welt geschafft werden konnten, gibt sich Wilmsmeier zuversichtlich: "Obwohl einige Teilnehmer vorher angezweifelt hatten, dass wir externe Hilfe brauchen, waren danach alle zufrieden. Außerdem haben wir uns auf eine Agenda mit konkreten Zielen geeinigt." Unter anderem will Inforte an einer klar definierten Organisationsstruktur arbeiten, die Entwicklungsperspektiven für alle Mitarbeiter bietet.

Ob Gruppen-Workshops oder persönliche Beratung für Einzelne, die Grenzen von Coaching sind jedes Mal gleich. Die waren zum Beispiel IT-Programm-Manager Herbert Müller von Anfang an bewusst. "Ein Coach läuft nicht schneller oder springt höher. Er kann nur helfen, dass man den richtigen Weg und die Antworten findet." Erste Antworten hat der IT-Programm-Manager für sich schon entdeckt, bald will er sich im Klaren sein, wohin er sich in den nächsten Jahren beruflich entwickeln soll.