Pilotprojekte: RFID schlägt Barcode

02.05.2006
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Sascha Alexander ist seit vielen Jahren als Redakteur, Fachautor, Pressesprecher und Experte für Content-Strategien im Markt für Business Intelligence, Big Data und Advanced Analytics tätig. Stationen waren unter anderem das Marktforschungs- und Beratungshaus BARC, die "Computerwoche" sowie das von ihm gegründete Portal und Magazin für Finanzvorstände CFOWORLD. Seine Themenschwerpunkte sind: Business Intelligence, Data Warehousing, Datenmanagement, Big Data, Advanced Analytics und BI Organisation.

Alle gesammelten Daten wurden in ein neu entwickeltes Methoden- und Toolset von Bearingpoint eingesetzt und analysiert. Durch das Ändern einzelner Parameter konnten dann diverse Szenarien betrachtet werden. Es wäre jedoch nicht seriös, die wirtschaftlichen Vorteile und Kosten allgemeingültig auf Heller und Pfennig darstellen zu wollen, schränkt Petschke ein. Dafür gebe es zu viele spezifische Faktoren, die die Prozesskosten beeinflussen könnten: So schwanke das Passagier- und Gepäckaufkommen, und die Ausgaben für die Infrastruktur hingen von vielen Details ab, beispielsweise, ob ein 90-, 180- oder 360-Grad-Scanner im Einsatz ist.

Drehen an den Parametern

Die Studie konnte aber für ein verallgemeinertes Szenario belegen, dass der Einsatz von RFID beispielsweise in einem Punkt-zu-Punkt-Szenario (Direktflug) über die Jahre zu einem negativen kumulierten Cashflow führen kann. Dies ist dann der Fall, wenn die Kosten für fehlgeleitetes Gepäck (75 Dollar) und die Fehlerrate (fünf Gepäckstücke pro 1000 Passagiere) niedrig sind. Zu hoch sind heute noch die Tag-Preise. Unter diesen Annahmen ist der RFID-Einsatz für Billig-Fluggesellschaften derzeit keine Option, zumal diese einen Transfer des Gepäcks und der Passagiere oft ausschließen. Setzt man hingegen die Kosten auf 100 Dollar pro Gepäckstück und die Fehlerrate pro 1000 Passagiere mit 15 an, belässt aber alle anderen Parameter, ändert sich das Ergebnis bereits grundlegend. Dann kann sich laut Studie der RFID-Einsatz aus Sicht des kumulierten Cashflows bereits nach drei Jahren lohnen.

Der wirtschaftliche Sinn von RFID muss immer individuell beurteilt werden und kann von einzelnen Parametern abhängen. Das große Potenzial von RFID liegt aber auch in der Luftfahrtindustrie weniger in der Steuerung interner als in der Verbesserung offener Prozesse, an denen viele Akteure (Fluggesellschaften, Flughäfen, Logistik etc.) beteiligt wären. Allein bei der Gepäckverwaltung geraten laut einer Untersuchung des Dienstleisters der Fluggesellschaften SITA jährlich 30 Millionen Stück auf Umwege oder gehen verloren. Die Kosten sollen sich auf rund 2,5 Milliarden Dollar beziffern.