Mac Software

Passwörter verwalten mit dem Schlüsselbund

11.06.2016
Von Christian Möller
iCloud, Facebook, Twitter, Netflix und so viele andere Dienste, alle brauchen einen eigenen Zugang mit Benutzernamen und Passwort. Wer kann sich das alles merken? Die Antwort: Schlüsselbund!

Geheime Informationen sollen geheim bleiben. Wir kennen das aus dem Alltag: Die PIN der eigenen EC-Karte sollte man keinesfalls irgendwo im Klartext aufschreiben, schon gar nicht auf der EC-Karte selbst (es soll immer noch Menschen geben, die genau das machen).

Damit man sich diese PIN leichter merken kann, besteht sie auch nur aus vier Stellen und beinhaltet lediglich Ziffern, keine Buchstaben oder andere Sonderzeichen.

Im Internet kommt man mit diesem System der Verschlüsselung allerdings nicht weit, Passwörter müssen hier wesentlich stärker, also länger und komplexer sein, zu leicht wären sie sonst zu erraten oder von spezieller Software auszurechnen. Außerdem sollte man auf keinen Fall ein Passwort für mehrere Dienste gleichzeitig verwenden, denn sollte die Passwortdatenbank eines Dienstes geknackt werden, könnte das ungeahnte Folgen für alle anderen Dienste mit demselben Passwort haben. Derartige Fälle sind in der Vergangenheit durchaus schon vorgekommen.

Kryptographie

Die Basis aller sicheren Daten auf dem Mac, PC oder Smartphone bildet die Verschlüsselung. Starke Verschlüsselung beruht auf mathematischen Konzepten (zum Beispiel Primfaktorzerlegung) und nicht auf „geheimen“ Schlüsseln, die man ausrechnen könnte. Die Funktionsweise dieser Kryptographie ist komplex aber bekannt, Schwächen werden meist schnell aufgedeckt. Die heutzutage verwendeten Verschlüsselungsverfahren gelten allgemein als sicher.

Passworte zentral sichern

Im Ordner Dienstprogramme befindet sich das Programm Schlüsselbundverwaltung. Es bildet den Kern einer Passwortdatenbank, die fest in OS X integriert ist.
Im Ordner Dienstprogramme befindet sich das Programm Schlüsselbundverwaltung. Es bildet den Kern einer Passwortdatenbank, die fest in OS X integriert ist.

Damit man sich nicht alle unterschiedlichen Passworte merken muss (wer kann das schon?), hat Apple eine zentrale und verschlüsselte Passwortdatenbank in OS X integriert. Im Normalfall bekommt man davon nicht viel mit, meldet man sich etwa im Webbrowser Safari beim einem Dienst, wie Facebook oder iCloud an, fragt Safari, ob das Passwort gesichert werden soll. Beantworten Sie diese Frage mit "Ja" landen die Zugangsdaten in der Passwortdatenbank. Apple nennt sie Schlüsselbund. Ruft man den gleichen Dienst noch einmal auf, füllt Safari die Login-Daten automatisch aus, das Passwort kann man dann getrost vergessen.

Passwort vergessen?

Unangenehm wird es allerdings dann, wenn Sie sich von einem anderen Gerät aus anmelden wollen, beispielsweise von einem Windows-PC oder einem iPad aus. Wenn Sie sich nicht mehr an das Passwort des Dienstes erinnern können, folgt meist eine langwierige Prozedur, um ein neues Passwort zu erhalten. Dieses wird - je nach Dienst - meist an eine bestimme E-Mail-Adresse verschickt. Doch genau hier kann der Schlüsselbund in OS X helfen, damit es gar nicht erst soweit kommt.

Mit dem Dienstprogramm "Schlüsselbundverwaltung" erhalten Sie stets Einblick in alle auf dem Mac gespeicherten Kennwörter. Einzige Voraussetzung: Das Benutzerkennwort des Mac dürfen Sie nicht vergessen, denn genau dieses fragt Schlüsselbundverwaltung jedes Mal ab, sobald Sie ein dort gespeichertes Kennwort anzeigen wollen. Sie müssen sich aber nur noch ein einziges Kennwort merken, alle anderen können Sie jederzeit wieder in der Schlüsselbundverwaltung abfragen. Das ist doch schon mal ein Fortschritt.

 Viele Dienste im Web – hier zum Beispiel iCloud – fragen nach den Login-Daten. Diese lassen sich dauerhaft im Schlüsselbund ablegen.
Viele Dienste im Web – hier zum Beispiel iCloud – fragen nach den Login-Daten. Diese lassen sich dauerhaft im Schlüsselbund ablegen.

Um ein spezielles Passwort aus dem Schlüsselbund zu erfahren, starten Sie Schlüsselbundverwaltung. Klicken Sie in der linken Seitenleiste unter "Schlüsselbunde" auf "Anmeldung". Im Hauptteil des Fensters erscheint nun eine Liste mit allen gespeicherten Login-Daten. Die Passwörter sind in dieser Liste aber noch nicht zu sehen. Um ein Passwort zu erfahren, machen Sie einen Doppelklick auf einen Eintrag in der Liste. Es öffnet sich nun ein Info-Fenster mit detaillierten Angaben zu diesem Login. Ganz unten im Fenster finden Sie ein Ankreuzfeld "Passwort einblenden".

Sichert man das Passwort eines Dienstes, landen die Daten, also Benutzername, Kennwort und die Login-Webadresse im Schlüsselbund.
Sichert man das Passwort eines Dienstes, landen die Daten, also Benutzername, Kennwort und die Login-Webadresse im Schlüsselbund.

Wenn Sie dieses einschalten, fragt Schlüsselbundverwaltung nach Ihrem Benutzerkennwort. Nachdem Sie das Kennwort eingegeben haben, erscheint das Passwort im Info-Fenster. Sie können es hier auch ändern, aber Achtung: Es wird hier nur im Schlüsselbund geändert, nicht im Dienst selbst. Um das Passwort auch im dazugehörigen Dienst (beispielsweise Facebook) zu ändern, müssen Sie sich über den Webbrowser bei dem jeweiligen Dienst anmelden und dort die Funktion zur Änderung des Passworts aufrufen.

Alle Kennwörter sind unter OS X in einer Datenbank gesichert. Sie erscheinen im Dienstprogramm Schlüsselbundverwaltung in einer Liste.
Alle Kennwörter sind unter OS X in einer Datenbank gesichert. Sie erscheinen im Dienstprogramm Schlüsselbundverwaltung in einer Liste.

Alternative: 1Password

Neben dem in OS X und iOS integrierten Schlüsselbund gibt es auch noch alternative Passwortdatenbanken

Der Klassiker Mittlerweile ist 1Password für OS X und Windows in Version 5 (OS X) beziehungsweise 4 (Windows) verfügbar, außerdem gibt es eine brauchbare iOS-Version für iPhone und iPad. Letztere ist neuerdings kostenlos und bietet Basisfunktionalität. Wer es ernst meint mit einer bequemen und sicheren Passwortverwaltung, erwirbt per In-App-Kauf für 8,99 Euro die Pro-Version.

Tipp Wer in einer reinen Apple-Umgebung arbeitet, also neben der iOS-Version auch die für den Mac nutzt, sollte 1Passwor d unbedingt im Mac App Store laden, nur so gibt es in Kombination mit iOS-Geräten die iCloud-Synchronisation, ganz ähnlich wie beim Schlüsselbund von Apple. Für die Rechnerversionen sind jeweils rund 30 Euro zu berappen. Zusammen mit der iOS-Pro-Version kommt man damit auf rund 40 (iOS-und OS-X-oder Windows-Version) beziehungsweise 70 Euro (alle Versionen). Was in Zeiten von „Geiz ist geil“ als teuer erscheinen mag, ist sehr gut angelegtes Geld.

Mehr Möglichkeiten 1Password sichert nicht nur Ihre Forenzugänge, Seriennummern von Software, Kreditkartendaten, Router-Passwörter und mehr – alle Daten werden auf Wunsch über alle Plattformen synchron gehalten, per Extension am iPhone werden Zugangsdaten direkt eingesetzt.

Unterstützt Touch ID Wer über ein iPhone 5S oder eines der neuen Modelle verfügt beziehungsweise eines der aktuellen iPads nutzt, kann sich ebenfalls freuen. Die 1Password-App unterstützt Touch-ID, das ersetzt die Eingabe des Masterpasswortes in fast allen Fällen durch Fingerauflegen. Volker Riebartsch