Jack Wolfskin baut Händlerportal auf .NET-Basis

Outdoor-Freaks züchten E-Wolf

05.12.2003
Von 
Vice President Software & SaaS Markets PAC Germany

Über E-Wolf kann der Händler nun selbst die Verfügbarkeit der gewünschten Ware sofort in Erfahrung bringen sowie den Liefertermin nennen. Dabei bezieht die Benutzeroberfläche den Endverbraucher mit ein und erleichtert so den Bestellvorgang, denn die Online- Site bietet zwei Modi: die Händler- und die Kundensitzung. Letztere gestattet es dem Händler, zusammen mit dem Kunden online im Sortiment zu stöbern, wobei die Großhandelspreise sowie Rabatte nicht sichtbar sind. Falls der Käufer im Store die Ware gleich vor Ort bezahlt, liefert sie Jack Wolfskin auf Wunsch zukünftig direkt zu ihm nach Hause. Dieser zusätzliche Kundenservice wird allerdings nur in Jack-Wolfskin- Stores angeboten.

 

Vor dem E-Wolf hatte Jack Wolfskin bereits ein Händlerportal aufgebaut. Die erste Variante wurde auf Grundlage des vorgefertigten Produkts „Web Shop“ des ERP-Herstellers Navision (heute Microsoft Business Solutions) in Zusammenarbeit mit einem Solution Center realisiert. Dieses System basierte auf Microsofts „Commerce Server“, erwies sich jedoch als zu starr und unflexibel.

Alles in Eigenregie entwickelt

Einschränkungen unter anderem bezüglich der Bestellerfassung führten zur Unzufriedenheit bei den Fachhändlern und waren letztlich ein Grund für die vollständige Neuentwicklung. Auch die Architektur passte nicht mehr ins Konzept, da der Web-Server gemäß der Infrastrukturempfehlung von Microsoft im internen Netz stand, was ein eklatantes Sicherheitsproblem darstellte. Dazu kam die Einstellung des Supports von Microsoft für das zugrunde liegende Betriebssystem Windows NT 4.0. Mit dem Aufkommen der .NETTechnik entschied sich Jack Wolfskin, ein komplett neues Portal vollständig in Eigenregie zu entwickeln. Lediglich die Windows-Server von Hewlett-Packard wurden von einem Systemhaus eingerichtet. „Wir sind überzeugt davon, dass wir unsere eingesetzte Software im Detail beherrschen müssen, um unsere Geschäftsprozesse optimal abbilden zu können“, begründet Canisius den Schritt. Es galt, das Händlerportal eng mit dem ERP-Programm zu koppeln, so dass die Business-Logik nicht neu entwickelt werden musste und die Auskunft des Systems der des Sachbearbeiters dem Händler gegenüber entspricht.

Die Idee für das neue Portal wurde in der IT-Abteilung geboren und zeigt, dass man sich nicht nur als internen Service, sondern auch als Initiator von neuen Ideen und Prozessen versteht. Zunächst wurde ein Proof of Concept erarbeitet und der Geschäftsleitung vorgelegt, wobei auch alle sich bietenden Möglichkeiten des Portals aufgezeigt wurden. Das IT-Team des Outdoor- Spezialisten baute nach der Freigabe die Umgebung innerhalb von vier Monaten auf. Technische Hürden bei der Implementierung gab es kaum, Bauchschmerzen bereiteten eher die ERP-Daten. So erwiesen sich unvollständige oder nicht korrekte Daten immer wieder als Hauptproblem. Erst nachdem zusätzliche Prüfroutinen eingefügt wurden, traten solche Fehler nicht mehr auf.

 

Das Portal läuft auf dem unlängst auf den Markt gekommenen „Windows Server 2003“. Zwei damit ausgestattete Rechner sind über ein mit Windows ausgeliefertes Load-Balancing-Modul verknüpft. Es verteilt die Last auf beide Web-Server und erhöht zudem die Ausfallsicherheit der Site. Die Web-Applikation entwickelten die Programmierer in vollständiger Eigenarbeit mit Visual Basic.NET beziehungsweise ASP.NET auf der Grundlage des .NET-Framework von Microsoft. Auch in puncto Sicherheit hat das hessische Unternehmen nachgelegt: Das neue System steht nun in einer Demilitarised Zone, so dass sowohl der Datenverkehr ins Internet als auch der ins interne Netz jeweils eine Firewall passieren muss.

An der Entwicklung des E-Wolf waren im Vergleich zu sonstigen Projekten mehr IT-Mitarbeiter beteiligt. Daraus haben die Outdoor-Experten gelernt, und so wird bei künftigen Vorhaben dieser Größenordnung von Anfang an auf ein Quellcode-Management-Tool zurückgegriffen. Als sich während der Entwicklungsphase Schwierigkeiten mit der Koordination der Softwareentwicklung einstellten, entschied sich Severin Canisius schnell für das Werkzeug „Visual Source Safe“ von Microsoft, um die Aktivitäten des Teams besser zu steuern. Source Safe gestattet unter anderem eine Versionsverwaltung von Quellcode.

Kostengünstige Lösung

Die Entwicklungskosten für das erste, inzwischen abgelöste Portal beliefen sich auf rund 37 000 Euro, für Hardund Software fielen etwa 24 000 Euro an. Die Marketing-Aufwendungen betrugen etwa 7000 Euro. Im Vergleich dazu waren die Projektkosten für die Realisierung des E-Wolf sehr gering, da keine externen Entwicklungs- oder Beratungskosten anfielen und nur für zirka 20 000 Euro Computer und Programme eingekauft wurden.