Neue Server-Taktik

Oracle will mit günstigen Standard-Servern gegen Cisco und EMC antreten

22.01.2015
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Mit günstigen Standardsystemen will Oracle künftig auch im Lowend-Segment des Server-Markts mitmischen. Bis dato hatte sich der Hersteller mit seinen Engineered Systems auf vorkonfigurierte Spezial-Server konzentriert, die hohe Leistung bieten, aber oft zu teuer sind.

"Wir haben eine neue Strategie", verkündete Lawrence Ellison, Gründer, Chief Technology Officer (CTO) und Executive Chairman von Oracle, anlässlich der Präsentation neuer Server-Systeme. Demzufolge will Oracle künftig auch Standard-Server mit zwei Prozessor-Sockeln und x86-CPUs bauen. Diese Server-Klasse sei derzeit einer der wichtigsten Trends im Data-Center-Umfeld, sagte Ellison und räumte im gleichen Atemzug ein, dass Konkurrenten wie Cisco und EMC in diesem Markt sehr erfolgreich agierten.

Die Ankündigung bedeutet eine Kehrtwende in Oracles Server-Business. Nach der Übernahme von Sun Microsystems hatte sich der Datenbankspezialist in erster Linie auf den Bau teurer Hochleistungssysteme konzentriert, die vorkonfiguriert mit eigener Software für spezifische Aufgabenbereiche ausgelegt waren, beispielweise den Datenbank- oder Middleware-Einsatz beziehungsweise für Big-Data-Analysen. Die Oracle-Verantwortlichen argumentierten, die Systeme seien zwar teuer in der Anschaffung, würden jedoch im laufenden Betrieb weniger Kosten verursachen. Doch das zog bei den Kunden nicht, wie Ellison nun offen zugab. "Wir sind es müde, das immer wieder erklären zu müssen." Zudem seien die Preise für die Oracle-Hardware durchaus ein "Hindernis" für manche Kunden gewesen.

Kampfansage an Cisco, EMC und Co.

Stattdessen will sich Oracle nun dem Preiskampf im Wettbewerb der günstigen Standard-Server stellen. Anbieter wie Cisco, EMC, Dell, Hewlett-Packard und Lenovo, das im vergangenen Jahr das x86-Server-Geschäft von IBM übernommen hatte, bauen Data-Center-Systeme, die mit herkömmlichen Intel-x86-Prozessoren und anderer Standardhardware rechnen, sich aber mit Hilfe von Software und Virtualisierungstechniken genauso zu einer leistungsfähigen Rechenzentrumsinfrastruktur koppeln lassen.

Oracle hatte dieses Geschäft bis dato links liegen lassen, auch weil die Margen in diesem Geschäft niedrig sind. Davon will sich Ellison jetzt nicht mehr abschrecken lassen. Um in diesem Geschäft zu bestehen, gehe es nur um eins, so der Oracle-Chairman: den günstigsten Preis zu bieten. Einzelheiten, mit welchen Maschinen Oracle hier antreten möchte, blieb das Unternehmen indes noch schuldig. Es hieß, die Systeme würden später im Jahr auf den Markt kommen und aktuelle Komponenten wie auch die jüngsten Intel-Prozessoren beinhalten. In einem Rechenbeispiel bezifferte der Hersteller den Preis für eine seiner "Virtual Compute Appliance" aus 27 Zwei-Sockel-Systemen auf 562.000 Dollar. Ein vergleichbares UCS-System von Cisco kommt Oracle zufolge auf 912.000 Dollar.

Nach jüngsten Analysen von IDC ist der Markt für integrierte Infrastrukturen aus Standardsystemen groß und wächst schnell. Im dritten Quartal vergangenen Jahres setzten die Hersteller hier weltweit über 1,5 Milliarden Dollar um, ein Plus von rund 42 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Den Markt führt VCE an, gefolgt von Cisco/NetApp und HP. Oracle taucht in diesem Marktsegment nicht auf, führt jedoch im Marktsegment "Integrierte Plattformen", in dem IDC vorkonfigurierte Systeme für spezielle Workloads zusammenfasst. Das Geschäftsvolumen in diesem Bereich bezifferten die Analysten im dritten Quartal 2014 auf weltweit gut 763 Millionen Dollar, ein Plus von sieben Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Neue Engineered Systems

Neben den Standardsystemen hat Oracle eine Reihe von neuen Hochleistungsservern vorgestellt, die vorkonfiguriert mit eigener Software für spezielle Workloads ausgelegt sind. Die neue "Exadata Database Machine X5" stattet der Hersteller eigenen Angaben zufolge mit 50 Prozent schnelleren Prozessoren und 50 Prozent mehr Arbeitsspeicher aus. Zudem soll sich die Datenbank-Maschine mit schnellen PCIe-Flash-Speichern ausrüsten lassen.

Die "Database Appliance X5-2" bietet Anwendern ein integriertes Datenbanksystem, das sich in erster Linie für Anwendungen rund Online Transaction Processing (OLTP), In-Memory-Datenbanken und Data-Warehouse-Anwendungen eigenen soll. Die Appliance besteht aus zwei Linux-Servern, beide mit je zwei Intel-Xeon-Prozessoren mit 18 Rechenkernen sowie 256 GB RAM ausgestattet. Gekoppelt sind die Rechner per InfiniBand-Verbindung. Das separate Speichersystem enthält 64 TB Storage der je nach Anforderung zwei- und dreifach gespiegelt aufgeteilt werden kann.

In der neuen "Big Data Appliance X5-2" sollen Anwender Daten aus verschiedenen Quellen wie relationalen Datenbanken, Hadoop- und NoSQL-Systemen verknüpfen sowie mit Hilfe von Standard-SQL-Abfragen analysieren können. Im Starter-Rack finden bis zu sechs Compute/Storage-Knoten Platz. Ein voll ausgebautes Rack enthält 18 solcher Knoten. Jeder rechenknoten arbeitet mit zwei 18-Core-Intel-Xeon-CPUs, 128 GB Arbeitsspeicher und kann zwölf SAS-Festplatten mit 4TB Speicherplatz aufnehmen.

Für eine besserte Datensicherheit soll die "Zero Data Loss Recovery Appliance X5" sorgen. Sie ist speziell dafür ausgelegt, Datenbanken sowie alle damit verbundenen Backup- und Recovery-Prozesse abzusichern. Der Server übernimmt alle damit verbundenen Aufgaben und entlastet somit den eigentlichen Datenbank-Server. Das Basis-Rack enthält zwei Compute-Server (je zwei 18-Core-Xeon-CPUs) und drei Storage-Server (je zwei 8-Core-Xeon-CPUs).