"Open Source ist kein Kinderkram"

01.03.2006
Sascha Labourey, Cheftechnologe von Jboss, nimmt zu den angeblichen Übernahmegesprächen mit Oracle keine Stellung, hält aber eine Konsolidierung in der Open-Source-Welt generell für unumgänglich.

"Zu Marktgerüchten geben wir grundsätzlich keinen Kommentar ab, um nicht falsch interpretiert zu werden" - mit diesen Worten verweigerte Labourey, der auch Emea-Chef von Jboss ist, jegliche Stellungnahme zu Gerüchten, wonach Oracle an einer Akquisition interessiert sein soll. Im Interesse der Gesellschafter und Mitarbeiter, die rund ein Drittel der Jboss-Aktien halten, evaluiere das Management allerdings ständig, wie sich das Wachstum beschleunigen lasse. Dabei würden natürlich auch die von Zeit zu Zeit eingehenden Anfragen von Unternehmen geprüft, die an Jboss interessiert sind. "Zurzeit ist ein Börsengang für uns das Beste, der bevorzugte Weg zu neuem Wachstum", so Labourey im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE. Dem Manager zufolge existiert bereits ein interner Zeitplan für das Initial Public Offering (IPO). Möglicherweise findet der Börsengang noch in diesem Jahr statt.

"An Open Source kommt kein Anbieter vorbei." Sascha Labourey, Europa-Chef von Jboss
"An Open Source kommt kein Anbieter vorbei." Sascha Labourey, Europa-Chef von Jboss

Generell glaubt Labourey an eine bevorstehende Konsolidierung im Open-Source-Bereich. Die großen Player verfolgten zwar verschiedene Strategien, indem sie den Quellcode von im Haus entwickelter Software freigäben, Firmen übernähmen oder mit Partnern kooperierten. Gemeinsamkeit gebe es jedoch insofern, als sie sich für Open-Source-Middleware interessierten, genauso wie es bei den Betriebssystemen der Fall war.

Labourey ärgert sich darüber, wie große IT-Konzerne mit Open-Source-Produkten umspringen: IBM etwa habe nach der Gluecode-Übernahme von "Bluewashing Geronimo" gesprochen. "Der Code des Applikations-Servers musste demnach gewaschen werden, um den Maßstäben für IBMs Websphere Community Edition zu genügen", entrüstet sich der Jboss-Manager. Damit nicht genug, habe ein IBM-Manager jüngst auf der MIT Conference erklärt, Geronimo sei ein "Appserver für die Dritte Welt".