Online-Handel bleibt ein Nischengeschäft

05.03.2002
Von 
Sabine Prehl ist freie Journalistin und lebt in München.

Steigende Internet-Nutzung

Das gute Online-Geschäft verdankt der Einzelhandel auch der weiter steigenden Internet-Nutzung in Deutschland. Den Marktforschern von NFO Infratest zufolge waren im Dezember 30,8 Millionen Bundesbürger online - das entspricht 48 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahren. Im laufenden Jahr sollen weitere vier Millionen Surfer hinzukommen.

Allerdings wird nicht jeder Neuzugang automatisch zum Web-Käufer. Laut Forrester Research tätigen nur zwölf Prozent der Internet-Nutzer innerhalb der ersten sechs Monate eine Online-Bestellung. „Die Barriere beim Erstkauf ist hoch“, bestätigt Roik. Nach wie vor brächen viele Surfer den Kaufvorgang ab. Zudem bestelle bislang nur ein kleiner Teil der Online-Shopper regelmäßig und in nennenswertem Maße im Netz. „Die Internet-Nutzung wird zwar intensiver und birgt ein hohes Umsatzpotenzial“, so Roik.

„Weit mehr als die Hälfte der Surfer nutzen das Internet jedoch nach wie vor sporadisch und nur bei bestimmten Produktkategorien zum Einkaufen.“ Dadurch bleibt der Online-Handel trotz hoher Wachstumsraten ein Nischengeschäft. Dem HDE zufolge haben die deutschen Unternehmen im vergangenen Jahr nur etwa ein Prozent ihrer Gesamtumsätze im Internet erwirtschaftet. Lediglich bei E-Commerce-affinen Warengruppen wie CDs, Büchern oder Software hätten sich die Anbieter bereits nennenswerte Marktanteile sichern können. Ein wesentlicher Hemmschuh ist nach Ansicht des Verbands, dass der Online-Kauf kein „sinnliches Einkaufserlebnis“ vermitteln könne. Einer Studie des Instituts für Handelsforschung der Universität Köln zufolge handelt es sich bei 72,8 Prozent der Bestellungen im Web um „rationale Suchkäufe“ und bei 45,6 Prozent um Schnäppchen - ein Trend, der sich

angesichts der Wirtschaftsflaute eher noch verstärkt haben dürfte. Nach Angaben des Online-Auktionshauses Ebay sind zurzeit auch weniger Luxusgüter als vielmehr praktische Gegenstände gefragt.

Dennoch ist HDE-Experte Roik davon überzeugt, dass die Online-Umsätze im Einzelhandel weiter steigen werden - „vielleicht nicht mehr im dreistelligen Bereich wie im letzten Jahr, sondern nur noch in zweistelliger Höhe, aber damit immer noch sehr dynamisch“. Der HDE rechnet in diesem Jahr mit einem Anteil an den Gesamteinnahmen von 1,6 Prozent. Eine Stagnation der Umsätze im stationären Einzelhandel wird nach Einschätzung von Roik erst in fünf bis zehn Jahren eintreten.