DALLAS/MÜNCHEN (pg) - Die Kooperation zwischen Novell und Unix System Laboratories trägt erste Früchte. Das Management des gemeinsamen Joint-ventures, Univel, hat auf der Networld in Dallas das Desktop-Betriebssystem "Unixware" angekündigt. Mit dem Produkt will sich Novell im PC Markt für offene Systeme gegen Windows NT etablieren, ohne DOS, OS/2 und Apple den Rücken zu kehren.
Ende November 1992 wird das Client-Server-Betriebssystem laut Novell über die Distributionskanäle der Company in Deutschland erhältlich sein. Es soll aus drei Kernprodukten bestehen: einer Personal Edition, einem Application Server und einem Software Development Kit (siehe auch diese Ausgabe, Seite 25/26). Während sowohl die Personal Edition als auch die Server-Version die Novell-Protokolle IPX/SPX zur Anbindung von Netware-Netzen unterstützen, beinhaltet zur Überraschung vieler Insider nur der Application Server in der Standardausführung das UNIX-Protokoll TCP/IP.
Nach Meinung zahlreicher Marktbeobachter steht Novell in Sachen Unix unter Zugzwang. Zum einen liefert der Mitbewerber um den PC-Markt, Banyan Systems, bereits seit September "Vines für SCO Unix 1.0" aus. Zum anderen wird spekuliert, daß Netware durch Windows NT starke Konkurrenz erwächst, der Novell möglicherweise nur durch ein eigenes General-purpose-Betriebssystem wie Unix begegnen kann. Der Kauf von Digital Research sowie die Ankündigung von Unixware sind Indizien für den Wandel Novells vom reinen Netzwerk-Betriebssystem-Hersteller zu einer OS-Company, der in Provo nicht bestritten wird.
Nach der Unixware-Präsentation scheint außerdem bei Novell die Sorge groß, Partner IBM könnte das Unix-Engagement als Affront gegen OS/2 interpretieren. "Wir haben OS/2 nicht abgeschrieben und unterstützen es auch weiterhin als Client auf dem Desktop", beteuerte Novell-Sprecher, Kai Leonhardt, die Zusammenarbeit mit Senior-Partner Big Blue. Ob es aber in Zukunft ein Netware für OS/2 geben werde, sei, so Leonhardt, noch völlig offen.
Sicher sei dagegen, daß im zweiten Quartal 1993 ein Multitasking-fähiges Nachfolgeprodukt für DR DOS 6.0 mit verbesserten Netzwerk-Features ins Rennen geschickt werden soll, dessen Bezeichnung aber noch nicht feststehe. Unklar ist nach Angaben Novells auch noch, ob es sich dabei um eine 16- oder 32-Bit-Version handelt.