Neue Suchsoftware: Fischen in den Tiefen des Internets

05.02.2002
Von Lars Reppesgaard

Nicht gehobene Schätze im Web

Textbasierte Suchmaschinen wie Google oder Alta Vista tun sich schwer damit, alles, was in Newsbrettern, Chatforen und erst recht auf dynamischen Web-Seiten, FTP-Servern und in Peer-to-Peer-Tauschbörsen an Informationen entsteht und vorgehalten wird, auffindbar zu machen. Das NEC Research Institute geht davon aus, dass selbst die leistungsfähigsten Volltextsuchmaschinen lediglich einen Bruchteil der im Web verfügbaren HTML-Seiten in ihrem Index haben – im besten Fall ein Drittel, vermutlich eher ein Sechstel. Die Suchagenten erkennen in der Regel nur Textinformationen. Um beispielsweise Bilder katalogisieren zu können, müssen ihre Suchagenten sie mühsam in Textinformationen runter rechnen. Das kostet Zeit. Vor allem aber müssen diese Informationen für die gigantischen Indexe der Suchmaschinen

ausgewertet werden, damit die Surfer sie nutzen können. Selbst Branchenprimus Google benötigt für die Aktualisierung seines gesamten Indexes vier Wochen. Dies vor allem auch, weil man Online-Anwendungen entwickeln muss, die auch für unerfahrene Nutzer geeignet sind.

Die Suche im „Deep Web“, die Software-Tools wie Brightplanets „Lexibot“ ermöglichen, ist dagegen nichts für Ungeübte. Zehn bis zwanzig Minuten müssen Rechercheure auf Ergebnisse warten. Anders als bei Google oder Alta Vista ist das Ganze auch nicht zum Nulltarif zu haben. Die Software ist nicht Web-basiert, sondern wird in Privat- und Unternehmenseditionen im Paket verkauft.

Wie groß der Markt für solche Suchprogramme in Deutschland ist, ist kaum einzuschätzen. Im nächsten Jahr sollen der Meta Group zufolge im Bereich Knowledge-Management, wo man solche Tools und Dienstleistungen wohl ansiedeln muss, 480 Millionen Euro umgesetzt werden. Die Services werden dabei mit 288 Millionen Euro den Löwenanteil ausmachen. Rund 130 Millionen Euro sollen in Deutschland in Software fließen. Wie groß der Anteil der Suchspezialisten an dieser Summe sein wird, vermag aber kein Analyseunternehmen zu beziffern. „Unternehmen kommt es nicht darauf an, zum wiederholten Male eine neue, noch effektivere Suchmaschine auszuprobieren, sondern zu wissen: Wo finde ich was mit welchem internen oder externen Aufwand und vor allem in welcher Zeit“, stellt Meta-Group-Analyst Marc Tenbieg klar. „Weil die populärsten Maschinen im Internet in der Regel umsonst sind, sieht aber kaum jemand die

Notwendigkeit, für so einen Internet-bezogenen Recherche-Service Geld zu bezahlen. Es sei denn, dass dieser Service einen klar messbaren Mehrwert besitzt – etwa Schnelligkeit, Informationsgehalt, Qualität.“ Für die Digitale Hanse und ähnliche Unternehmen ist es also geradezu eine Existenzfrage, diesen Mehrwert einer fest umrissenen Zielgruppe wie der Werbewirtschaft aufzuzeigen.