Erste "Atom"-Prozessoren beim IDF in Schanghai vorgestellt

Neue Intel-Chips sollen mobiles Internet vorantreiben

02.04.2008
Intel hat eine neue Familie stromsparender Mikroprozessoren vorgestellt, mit der die mobile Nutzung des Internets vorangetrieben werden soll. Auf dem IDF in Schanghai präsentierten Partner bereits erste MID-Prototypen (Mobile Internet Devices).

Der US-Chipgigant präsentierte am Dienstag in Schanghai fünf neue Chips seiner unter dem früheren Codenamen "Silverthorne" entwickelten Produktreihe "Atom", die in sogenannten Mobile Internet Devices (MID) eingesetzt werden können. Partner des US-Konzerns wie Lenovo, Benq, Panasonic, LG und Asus stellten auf dem Intel-Entwicklerforum IDF Prototypen der Internet-Geräte in Taschenbuchgröße vor, in denen ein Atom-Chip arbeitet.

Ein MID-Prototyp von Lenovo.
Ein MID-Prototyp von Lenovo.
Foto: Lenovo

Mit seiner Initiative versucht Intel, die Vorherrschaft von konkurrierenden Chip-Architekturen im Mobil-Sektor zu brechen. So setzen Apple (iPhone) und Nokia (N810) bei ihren ultra-mobilen Internetgeräten bislang Mikroprozessoren der britischen Chip-Konstrukteure ARM ein, die auf das Design von energiesparenden Prozessoren spezialisiert sind. In Fachkreisen wird aber schon seit längerer Zeit darüber spekuliert, ob Apple mit einer künftigen Generation des iPhone nicht auf die Intel-Architektur umsteigen und Atom-Chips einsetzen wird. Eine neue Version des Atom-Prozessors, die allerdings erst Ende 2009 erwartet wird, richtet sich besonders an die Hersteller von Mobiltelefonen.

Zweiter Anlauf im Mobilmarkt

Anand Chandrasekher, Chef der Ultra Mobility Group von Intel, sagte, mit den bisher verfügbaren Smartphones und mobilen Online-Geräten sei der Zugriff auf das Internet kaum möglich gewesen. "Kaum jemand hat sich mit der Benutzeroberfläche beschäftigt bevor Apple das iPhone herausbrachte." Nun setze sich jeder Hersteller mit der Bedienbarkeit der mobilen Internetgeräte intensiv auseinander. Intel selbst fokussiere seine Arbeit an einer geeigneten Benutzeroberfläche für die mobilen Internetgeräte auf das offene Betriebssystem Linux. "Wir können nicht soviel an der Oberfläche von Windows ändern. Das wird von Microsoft diktiert."

Der Start der neuen Atom-Chips sei ein "historischer Tag" für Intel und die High-Tech-Industrie, meinte Chandrasekher. "Wir verändern die Art und Weise, wie Verbraucher auf das World Wide Web zugreifen." Es werde unterschiedlichste Varianten von MID geben - von Navigationsgeräten über mobile Multimedia-Center bis hin zu speziellen Geräten für Geschäftsanwendungen.

Ein Atom-Wafer mit Nadelöhr zum Größenvergleich.
Ein Atom-Wafer mit Nadelöhr zum Größenvergleich.
Foto: Intel

Mit der Atom-Chipfamilie unternimmt Intel den zweiten Anlauf, im Mobilmarkt Fuß zu fassen. Im Jahr 2006 hatte der weltgrößte Chip-Produzent seine - ebenfalls ARM-basierende - "XScale"-Technik für 600 Millionen Dollar (umgerechnet 390 Millionen Euro) an das kalifornische Unternehmen Marvell Technology Group verkauft. Intel erwartet nun, dass der Markt für Mobile Internet Devices bis zum Jahr 2011 auf ein Volumen von 40 Milliarden Dollar (26 Milliarden Euro) anwachsen wird.

Der Atom-Chip ist der bislang kleinste Mikroprozessor von Intel. Auf dem 25 Quadratmillimeter kleinen Bauteil wurden trotzdem mehr als 47 Millionen Transistoren untergebracht. Je nach Taktfrequenz verbraucht ein Atom-Prozessor zwischen 0,6 und 2,4 Watt. (dpa/tc)