Netz-Provider kämpfen um Kunden

23.01.2003
Von Bettina Wirth

Die Internet-Sparte von Wanadoo konnte im Verlauf des vergangenen Jahres ein Umsatzplus von 67 Prozent erreichen. Maßgeblich trug dazu das Zugangsgeschäft bei. Hier legte der Provider um 83 Prozent auf mehr als eine Milliarde Euro zu. Ein weiteres wichtiges Standbein stellt das Directories-Segment dar. In dem Angebot von Telefonverzeichnissen stiegen die Einnahmen um vier Prozent auf 880 Millionen Euro. Zum Jahreswechsel verfügte das Unternehmen über 8,5 Millionen Kunden; davon greifen schon rund 1,4 Millionen Nutzer via Breitband auf das Internet zu.

Nachholbedarf in Sachen Breitband hat hingegen der italienische Anbieter Tiscali. Bei insgesamt sieben Millionen Kunden betrug der Anteil der DSL-Nutzer des italienischen Marktführers im September vergangenen Jahres lediglich 155.000. Während dies einem Plus von 55 Prozent gegenüber dem vorangegangenen Quartal entspricht, ist die Gesamtzahl der Abonnenten rückläufig. Tiscali musste bei der Bekanntgabe der Zahlen für das dritte Quartal 2002 seine ursprünglichen Umsatzerwartungen für 2002 von 800 Millionen Euro revidieren.

Auch AOL Deutschland verzeichnete im September vergangenen Jahres gerade einmal 260.000 Broadband-User. Der scheidende Chairman Case muss sich also vorwerfen lassen, die Entwicklung verschlafen zu haben. Für die Konzernstrategen galt bisher als wichtig, dass möglichst viele Kunden schnell und einfach surfen können. Gewinne sollten Anschlussgebühren und Werbung abwerfen.

Als Gegenstrategie gegen sinkende Neukundenzahlen und rückläufige Werbeeinnahmen will der Konzern nun die einzelnen Unternehmenssparten stärker bei AOL einbinden. So sollen die Kunden des Internet-Dienstes künftig exklusiv in den Genuss von Musik, Filmen und Artikeln aus den Magazinen des Time-Verlags, der Filmtöchter Warner Bros. und New Line sowie der Musikfirma Warner Music Group kommen.

Gute Ware darf auch etwas kosten

Doch Paid Content ist nach wie vor ein schwieriges Geschäft: Zwar sind 51 Prozent aller Internet-User bereit, für Inhalte zu bezahlen. Dies ergab zumindest eine Studie des Beratungsunternehmens Sapient und des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger unter 11.000 Internet-Nutzern. Doch für welche Angebote Kunden tatsächlich Gebühren berappen würden, darüber gehen die Meinungen weit auseinander.