Mono öffnet Windows für Linux

19.09.2002
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Wolfgang Miedl arbeitet Autor und Berater mit Schwerpunkt IT und Business. Daneben publiziert er auf der Website Sharepoint360.de regelmäßig rund um Microsoft SharePoint, Office und Social Collaboration.

Eine der Hauptaufgaben ist derzeit die Implementierung von Bibliotheken für die Entwickung von GUI-Anwendungen (GUI = Graphical User Interface). Denn im Kern sind .NET- Anwendungen plattformunabhängig, die grafischen Frontends für Windows, Linux oder Mac OS X müssen aber wie eh und je durch Bibliotheken der einzelnen Betriebssysteme bereitgestellt werden. Um also unter Linux .NET-Windows-Anwendungen mit Fenster zu entwickeln, ist es notwendig, dass die Microsoft-Schnittstellen „Windows Forms“ unterstützt werden.

Windows Forms unterstützen

Bei Windows Forms handelt es sich um Bibliotheken, die in .NET für das grafische Layout, für Fenster und Bedienelemente auf der Windows-Oberfläche zuständig sind. Im Umgang mit Bibliotheken für grafische Oberflächen lag bisher immer die Crux, wenn es um plattformunabhängige Entwicklung ging. Mit .NET verspricht sich de Icaza deutliche Vereinfachungen. Für Mono wichtig ist neben Windows Forms auch eine Erweiterung der GTK-Bibliotheken namens „GTK#“. Diese dienen der Entwicklung von Anwendungen für den Gnome-Desktop mit C# - schließlich soll der primäre Nutzen von Mono de Icazas Baby gelten.

De Icaza sieht in .NET einige Probleme gelöst, mit denen das Gnome-Projekt in der Vergangenheit immer wieder konfrontiert war, wie er in einem Interview mit dem Online-Magazin Devx.com schilderte. .NET biete APIs, die unterschiedlichen Programmiersprachen zur Verfügung stehen, sprachübergreifende Integration sowie Contract/Schnittstellen-basierende Programmierung.

Bisher wurden viele der Probleme bei der Sprachenunabhängigkeit in Gnome mit Corba gelöst, jedoch habe es in einigen Bereichen massive Schwierigkeiten gegeben. Letztlich mussten sich Entwickler unter Linux wie unter Windows in der Vergangenheit mit einer Wucherung an Schnittstellen und Bibliotheken herumschlagen, .NET verspreche hier Vereinfachungen.

Microsofts David Stutz, der für das Shared-Source-CLI-Programm verantwortlich ist, unterstrich gegenüber dem Branchendienst „Computerwire“ die Offenheit von .NET. Stutz sagte, dass Microsoft Ximian, das Unternehmen von de Icaza, unterstützen werde, falls dies gewünscht sei. Projekte wie Mono seien ein Beleg für die Offenheit und Einsatzfähigkeit der .NET-Plattfom. Die Arbeit von Ximian und den beteiligten Entwicklern ermögliche eine Wahlfreiheit bei den .NET-Plattformen zwischen Microsoft oder Mono. Stutz betonte auch, dass die CLI grundsätzlich die Verschiedenheiten von Plattformen unterstütze und diese nicht einzuebnen versuche. Anders als andere virtuelle Maschinen, die Plattformunterschiede unter den Teppich kehren wollen, könne die CLI etwa native Plattformfunktionen nutzen. Diese Aussage dürfte wohl als Seitenhieb auf Java zu verstehen sein.