Mobile Anwendungen verlangen Integration

26.01.2004
Von Sung Ha

Szenario M-Government: Kommunen haben viele Angestellte, die überwiegend im Außendienst arbeiten, beispielsweise im Straßenbau, der Vermessung, dem Umweltschutz oder der Entsorgung. Mit entsprechenden mobilen Endgeräten ausgerüstet, könnten sie Daten vom Status der Maschinen oder Bilder baufälliger Kanäle direkt von ihrem Einsatzort an das zuständige Amt übermitteln und so weitere Ortstermine vermeiden. Das spart den Kommunen Kosten und Zeit bei ohnehin knappen Kassen: Die Angestellten können mit den neuen Technologien mobil online arbeiten und Daten, Bilder und Videos direkt in die städtischen Systeme eingeben, wo die Informationen vorgehalten werden. Außerdem entfällt die doppelte Eingabe der Daten.

Es wird noch etwas dauern, bis diese Szenarien Realität werden. Einer aktuellen Studie der Basler Medienexperten Prognos zufolge wird sich UMTS frühestens 2006 nennenswert durchsetzen. Dafür gibt es mehrere Gründe: Zum einen ist eine deutschlandweite Netzabdeckung wegen der hohen Investitionskosten unrealistisch. Die UMTS-Lizenzbedingungen schreiben den Netzbetreibern lediglich eine Netzabdeckung von 50 Prozent der Bevölkerung bis Ende 2005 vor. Da sich die Betreiber aus Kostengründen zunächst auf die Ballungsräume konzentrieren, werden zum Start von UMTS nur rund acht Prozent der Fläche der Bundesrepublik abgedeckt. Manche Unternehmensanwendungen wären unter diesen Umständen sinnlos.

Funktionsweise von 3G Unter Universal Mobile Telecommunications System (UMTS) versteht man den Mobilfunkstandard der dritten Generation (3G). Der größte Unterschied von UMTS gegenüber seinen Vorgängern ist die deutlich höhere Datenübertragungsrate, die theoretisch bis zu 2 Mbit/s beträgt. Der heutige Mobilfunkstandard Global System for Mobile Communications (GSM) schafft dagegen nur 14,4 Kbit/s. Mit der Erweiterung General Packet Radio Service (GPRS) ist eine Datenübertragungsrate von etwa 40 Kbit/s möglich. GPRS nutzt für die Datenkommunikation die Vorteile der paketorientierten Übertragung und der Kanalbündelung und wird als Zwischenschritt zwischen GSM und UMTS auch als 2,5G bezeichnet. UMTS ist ein völlig neues Netz, in dem sowohl Sprache als auch Daten in Paketen verpackt verschickt werden. Aufgrund der effektiveren Frequenznutzung bietet UMTS neben der höheren Datenübertragungsrate eine bessere Netzqualität. Jedoch wird die

festgelegte Bandbreite in den Funkzellen bei UMTS auf die Nutzer verteilt: je mehr Nutzer, desto weniger Bandbreite für den Einzelnen.

Zum anderen richten sich die ersten UMTS-fähigen mobilen Anwendungen und Endgeräte zunächst einmal an die Privatnutzer, denn in dieser Klientel wittern die Netzbetreiber und Hersteller den größten Markt. Sie werden deshalb gemeinsam mit den Geräteherstellern versuchen, den Markt möglichst schnell mit neuen, Multimedia-fähigen Handys zu durchdringen, die UMTS und GSM beherrschen. Die Marktforscher von Prognos schätzen, dass UMTS-Dienste zunächst als Premium-Angebote für die ursprünglich für GPRS entwickelten Dienste und Applikationen platziert werden. In einigen Jahren, so die Hoffnung der Netzbetreiber, können sie dann ganz auf UMTS setzen. Das hätte den Vorteil, dass sie die verfügbaren Frequenzen viel effizienter nutzen und damit eine viel höhere Bandbreite preiswerter anbieten können als mit dem heutigen Standard.

Verzögerte UMTS-Nachfrage

Schon bei vergleichbaren technologischen Durchbrüchen wie der Entwicklung und schnellen Verbreitung des Internets und der E-Mail waren Forschungsinstitute, technikbegeisterte Einzelanwender sowie einige wenige innovative Unternehmen die Treiber. Das Gros der Firmen folgte erst mit der Etablierung von Standards, Software und Hardware. Der Bandbreitenbedarf stieg nicht nur durch die vermehrte Nutzung, sondern insbesondere durch anderes Nutzungsverhalten. Einfache Web-Inhalte wichen aufwändigeren multimedialen Darstellungen, E-Mails wurden durch große Anhänge ergänzt.