Trotz Fachkräftemangel

Mitarbeiterbindung ist für viele Firmen zu aufwändig

07.05.2008
Von Hadi Stiel
Bernd Hilgenberg, Fressnapf: "Eine leistungsorientierte Bezahlung ist Teil unserer Unternehmenskultur."
Bernd Hilgenberg, Fressnapf: "Eine leistungsorientierte Bezahlung ist Teil unserer Unternehmenskultur."

"Wir binden die Mitarbeiter durch abwechslungsreiche und interessante Tätigkeiten an das Unternehmen", lautet das Credo von Bernd Hilgenberg, IT-Chef von Fressnapf Tiernahrung. Die Vielseitigkeit der Arbeit und das hohe Maß an Eigenverantwortung zählten nach seiner Einschätzung viel mehr als monetäre Anreize. Von der Unternehmensleitung werden auch bei Fressnapf die Personalpolitik und das Leitbild zur Selbstidentifikation geprägt und organisiert. "Eine leistungsorientierte Bezahlung ist Teil unserer Unternehmenskultur", sagt Hilgenberg. Denn Leistungsanreize, die an die Erreichung individueller Ziele gekoppelt seien, trügen stark zur Motivation der Mitarbeiter bei. Extrabrötchen werden für die IT-ler trotz Fachkräftemangels, nicht gebacken. Die Führungsinstrumentarien sind unternehmensweit gleich. Innerhalb des IT-Bereichs dominiert die inhaltliche Führung von Teams, weil der Schwerpunkt auf der Projektarbeit liegt. "Coaching ist deshalb bei uns ein wesentliches Führungs- und Bindungsinstrument", betont Hilgenberg.

Lieber IT auslagern als sich selbst um IT-Personal kümmern

Als schnell wachsendes Unternehmen spart Fressnapf Kosten über eine ständige Verbesserung der Arbeitsprozesse. Outsourcing, um sich auf diese Weise personalpolitischer Pflichten zu entledigen, sei kein Thema. Denn, so Hilgenberg, die "Multifunktionalität der IT-Mitarbeiter" lasse keine Auslagerung zu. Bei RTL Shop sieht man das anders. "Wir haben einen extrem großen Grad an Outsourcing erreicht", informiert Thomas Siekmann, Leiter des Informations-Managements. "Deshalb spielt in unserer IT die Personalpolitik eine untergeordnete Rolle." Die disziplinarische Steuerung des IT-Personals liege demzufolge weitgehend bei den Dienstleistungspartnern.

"Viele Unternehmen betreiben mehr Outsourcing, um bei der bestehenden IT-Fachkräfteknappheit nicht selbst die Personalpolitik und alle damit verbundenen Maßnahmen in die Hand nehmen zu müssen", registriert Christian Oecking, Leiter Global Operations bei Siemens IT Solutions and Services. Auch ´"innerpolitische" Unstimmigkeiten könnten die Unternehmen auf diese Weise besser umschiffen.

Dass Unternehmen immer weniger an einer langfristigen Mitarbeiterbindung interessiert sind, machen auch die vielen Personalvermittlungsgesellschaften und -Portale deutlich. Sie profitieren davon, dass Arbeitgeber ohne teuren Nebenkosten auf Zeitarbeitskräfte umschwenken. Über geliehene IT-Zeitarbeiter wollen Unternehmen ihre Auftragsspitzen ausgleichen, ohne sich langfristig zu binden.