Microsoft krempelt Server-Portfolio um

20.01.2003
Von 
Wolfgang Sommergut ist Betreiber der Online-Publikation WindowsPro.

Die MMS 3.0 beruhen im Gegensatz zu den meisten anderen Verzeichnissen nicht mehr auf einer Datenbank, die speziell für die Speicherung von hierarchischen Daten entwickelt wurde, sondern nutzt den SQL Server. Auf der in Kopenhagen abgehaltenen Microsoft-Konferenz IT-Forum sprachen Mitglieder des MMS-Teams ihrem Produkt diesbezüglich eine Vorreiterrolle für AD zu. Es gilt demnach als wahrscheinlich, dass zukünftige Versionen des AD ebenfalls auf der relationalen Datenbank aufsetzen werden.

Titanium absorbiert Mobile Information Server

Die Ironie von Microsofts Directory-Kehrtwendung liegt unter anderem darin, dass Anwender beim Update auf Exchange 2000 das Verzeichnis des Messaging-Systems nach AD migrieren müssen. Nachdem Exchange das AD-Schema um zahlreiche Einträge erweitert, die nicht von globalem Interesse sind, denken Microsoft-Offizielle nun laut darüber nach, ob zukünftige Versionen nicht besser auf AD/AM - also wieder auf einem separaten Verzeichnis - basieren sollten.

Das für Mitte nächsten Jahres unter dem Codenamen „Titanium“ anstehende Exchange-Release baut noch auf das AD auf. Während die aktuelle Version 2000 nicht auf dem .NET-Server laufen wird, kann umgekehrt Titanium aber unter Windows 2000 eingerichtet werden. Dessen wohl gravierendste Neuerung zeigt einmal mehr, wie flüchtig die eigenständige Existenz eines Microsoft-Produkts sein kann. Der Mobile Information Server (MIS), der unter anderem Mails, Kalender oder Dateien mit mobilen Geräten synchronisiert, wird Bestandteil von Titanium. Nachdem der MIS auf Windows-CE-Clients zugeschnitten ist, liegt es für Exchange-Anwender daher zukünftig nahe, mit ihrer Mobilstrategie auf der Microsoft-Schiene zu bleiben.

Conferencing Server im Betriebssystem

Die nächste Exchange-Version wird eng mit Outlook 11 verflochten, wesentliche neue Features sind nur damit nutzbar. So stellt Microsoft in Aussicht, dass sich Titanium zur Konsolidierung von Exchange-Servern eigne. Dabei gehen Firmenvertreter aber davon aus, dass durchgängig der ebenfalls für Mitte 2003 erwartete Client zum Einsatz kommt. Dieser kann die verbesserten Synchronisierungsfunktionen von Titanium nutzen und arbeitet standardmäßig mit lokalen Repliken der Mail-Daten. Dadurch nimmt er dem Server Rechenarbeit ab, so dass eine größere Zahl an Benutzern auf einer Maschine arbeiten kann. Eine Übersicht über sonstige Neuerungen von Titanium findet sich bei Microsoft.

Microsofts Produktstrategie beendet nicht nur die Eigenständigkeit des MIS, sondern eliminiert auch den „Exchange Conferencing Server“. Seine Funktionen werden im Projekt „Greenwich“ überarbeitet und wandern anschließend in den .NET-Server ab. Zu den geplanten Features zählen Voice/Video-Konferenzen, Telephonie, gemeinsame Nutzung von Applikationen, Instant Messaging (IM), Dateitransfer oder Presence Awareness (ist ein bestimmter Benutzer online?).

Im Rahmen eines Chats können gleichzeitig mehrere Teilnehmer miteinander kommunizieren. Die Tauglichkeit für Enterprise-Kunden belegt Microsoft mit Verschlüsselungsfunktionen für IM, Server-seitigen Kontaktverzeichnissen, Integration mit dem AD sowie Aufzeichnung und Archivierung der erfolgten Kommunikation. Für Letzteres kommt ebenfalls der SQL Server zum Einsatz, der sich immer mehr zum zentralen Speichermedium in der Microsoft-Welt mausert. Seine nächste Version, die unter dem Codenamen „Yukon“ entsteht, soll nicht nur die „Jet“-Datenbank in Exchange ablösen, sondern auch die Technologie für zukünftige Windows-Dateisysteme liefern.