Microsoft buhlt um die Gunst der NT-User

15.05.2003
Von Thomas Nitsche
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Bei der Freigabe von Windows Server 2003 warb Microsoft -Boss Steve Ballmer besonders um die zahlreichen NT-Anwender. Sie müssen sich entscheiden, ob sie zukünftig NT-Features auf Basis freier Software nutzen oder die reichhaltigen Funktionen von Windows Server 2003 in Anspruch nehmen.

Mit dem kürzlich erschienenen Windows Server 2003 möchte Microsoft neben einer technischen Weiterentwicklung vor allem eines erreichen: die Ablösung der immer noch weit verbreiteten NT-4-Server-Installationen. Über die Anzahl der tatsächlich in Einsatz befindlichen NT-Server reichen die Schätzungen weit auseinander. Während Microsoft davon ausgeht, dass kaum mehr als 35 Prozent aller Windows-Server unter NT laufen, kommen die Analysten von Gartner zu ganz anderen Ergebnissen. Nach ihren Untersuchungen beträgt der Anteil der NT-Installationen auf dem Server zwischen 60 und 70 Prozent.

Wie ernst man in Redmond die NT-Anwender nimmt, war auf dem Launch Event für den Windows Server 2003 in San Francisco offensichtlich. Zahlreiche Workshops drehten sich ausschließlich um die Migrationsthematik. Microsoft Chef Steve Ballmer betonte in seiner Keynote mehrmals die vielfältigen Vorteile des neuen Servers gegenüber Windows NT 4, beispielsweise die höhere Performance und die bessere Wartbarkeit.

Microsoft tut gut daran, sich speziell um diesen Bereich zu kümmern. Da die Firma Ende dieses Jahres den Support für Windows NT 4 einstellt, müssen viele Unternehmen entscheiden, welches System sie zukünftig einsetzen wollen. Ein Umstieg auf Windows Server 2000 oder 2003 wird dabei sicher in Erwägung gezogen. Doch auch der Einsatz des freien Betriebssystems Linux stellt eine ernst zu nehmende Alternative dar.

Die Dienste eines File-, Print- oder Mail-Servers, für die NT überwiegend eingesetzt wird, kann Linux mit einer Reihe von weiteren quelloffenen Tools problemlos erbringen. Bei Datei- und Druckdiensten kommt in der Regel „Samba“ zum Zug, Mail-Server-Funktionen bieten etwa die Pakete „Postfix“ oder „Sendmail“.

Der Herausforderung durch Linux tritt Microsoft mit dem Windows Server 2003 auf mehreren Ebenen entgegen. Die erwähnten Standarddienste sollen durch höhere Performance, größere Sicherheit und einfachere Administration glänzen. Wenn man in Redmond betont, dass die Ausfallzeiten durch das Einspielen von Updates oder durch Konfigurationsänderungen gegenüber NT um die Hälfte geschrumpft seien, möchte man auch mit Linux und den kommerziellen Unix-Derivaten gleichziehen. Dort muss das System weitaus seltener neu gestartet werden. Ebenfalls in Richtung Linux zielt die Ankündigung, dass sich das neue Server-Betriebssystem noch umfassender entfernt administrieren und überwachen lässt. Als Unix-Clone bringt Linux viele dieser Features schon von Haus aus mit.