Kommentar

Meta Group mit rosa Brille?

19.12.1997

In ihren aktuellen Prognosen sagen die Analysten der Meta Group den Midrange-Serien der IBM, AS/400 und RS/6000, zumindest für die überschaubare Zukunft noch gute Marktchancen voraus. Es gibt allerdings zahlreiche Stimmen, die ob der Zusammenlegung der beiden Bereiche zu einer gemeinsamen Business Unit eher ins Zweifeln geraten. Denn schließlich büßen damit die beiden sehr unterschiedlichen Divisionen ihre eigenständigen und spezialisierten Verkaufs- und Verwaltungsmannschaften ein. Dieser zwangsläufige Verlust an Kompetenz geht einher mit einem generellen Sparkurs von Big Blue, der an allen Ecken und Enden Jobs kostet und die globale Präsenz beeinträchtigt.

Die große Bedrohung für das Midrange-Geschäft der Armonker kommt - wie so oft in der IT-Branche - aus Redmond und heißt Windows NT Server. Der skaliert eifrig vor sich hin und dürfte spätestens mit der zweiten Stufe von Microsoft Clustering ("Wolfpack") und entsprechender Hardware mit Schützenhilfe von Chipprimus Intel zu einer ernsten Gefahr für alle klassischen Midrange-Architekturen erwachsen. Schließlich weisen die Produkte der Gates-Company die unangenehme Eigenschaft auf, daß sie auch unabhängig von ihrer Qualität massenhaft angeschafft werden. Der anwendungsgetriebene AS/400-Markt mag sich da noch einige Zeit erfolgreich zur Wehr setzen - es dürfte lange dauern, bis eine ähnliche Bandbreite von Branchenlösungen auch unter NT zur Verfügung steht. Die RS/6000 aber, und vor allem deren Low-end, wird wohl bald kaum mehr gegen die Wintel-Allianz bestehen können.