Neugestaltete Logistik

Lydia weiß alles!

28.10.2005
Von Lars Reppesgaard

Die Lydia-Lösung nutzte der IT-Leiter, um ein zusätzliches Kommissionierungssystem zu entwerfen, das direkt an R/3 angebunden ist. Zwischen Juni und Oktober 2004 entstand innerhalb des Zentrallagers in Heinsberg eine acht mal zehn Meter großes Testfläche, auf der speziell die Artikel stehen, die in den Kleinsendungen am häufigsten nachgefragt werden. Zusammen mit den betroffenen Mitarbeitern entwarfen Dyhr und sein Team eine Serie von Sprachbefehlen und Anweisungen, mit denen die Kommissionierer Lydia aktivieren und die Sprachsoftware im Gegenzug die Packabläufe vorgibt. Zudem wurden Arbeits- und Umgebungsgeräusche wie das Rumpeln eines vorbeifahrenden Gabelstaplers oder das Scheppern eines herabfallenden Werkzeugkastens aufgenommen, Top-System-Programmierer arbeiteten sie in das Lydia-System ein. Von der Software werden diese Umgebungseinflüsse als Störgeräusche erkannt, das System ignoriert sie und kann seine Ressourcen voll für das Erkennen der Sprachbefehle nutzen.

Optimale Abwicklung

Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit lief die Kommissionierung mit Hilfe von Lydia effizienter denn je. Rasch stockte Hazet das reduzierte Sortiment von 1600 Testartikeln auf 3000 Positionen, also rund 60 Prozent des Warenbestandes, auf. Wenn heute eine Bestellung eine bestimmte Anzahl von Teilen unterschreitet, leitet das SAP-System den Auftrag auf einen der Handhelds um, die vier Mitarbeiterinnen in der Kommissionierung für ihre Arbeit nutzen. Die Datenerfassung erfolgt nicht mehr über Tastatur oder Scanner, sondern über die Spracheingabe des Mitarbeiters in das Mikrofon. Die kurzen Befehle der Anwender - zum Beispiel die Anweisung "Beginne Auftrag" - werden dabei durch die Sprachsoftware in einen binären Befehl umgewandelt, den wiederum auch das Warenwirtschaftssystem versteht. "Die Maschine lenkt den Kommissionierungsprozess nach einem bestimmten Muster, und anhand der registrierten Entnahmen von Waren aus den Regalen verfolgt sie, ob alles sauber erledigt wird", erklärt Dyhr.

„Wir haben unser Umschlagvolumen um 50 Prozent gesteigert.“ Dieter Dyhr, DV-Leiter
„Wir haben unser Umschlagvolumen um 50 Prozent gesteigert.“ Dieter Dyhr, DV-Leiter

Lydia befreit die Mitarbeiter dabei von Arbeitsschritten wie dem Hantieren mit Papierzetteln oder Barcodegeräten. Die bisherige Ausgabe schriftlicher Anweisungen wird durch ein Sprachkommando auf den Kopfhörer ersetzt. Die Anforderungen jedes einzelnen Kunden werden nun auch für die Kleinsendungen automatisch berücksichtigt. Das gilt auch, wenn die wichtigsten Anweisungen - zum Beispiel die Vorgabe, dass ein einzelnes Paket nicht mehr als 20 Kilogramm wiegen darf - nicht auf einem Bildschirm, sondern über den Kopfhörer kommuniziert werden.

Mit den Ergebnissen der sprachgesteuerten Kommissionierung ist Dyhr zufrieden: "Unser Umschlagvolumen haben wir um 50 Prozent gesteigert, ohne dass zusätzliches Personal oder längere Arbeitszeiten nötig waren", bilanziert er. "Wir haben weniger Lauferei, weniger Fragerei, und die Informationen zu jedem Auftrag sind vollständig und besser aufbereitet." Und dabei arbeitet die Auslieferung zuverlässiger denn je: Bei 52500 kommissionierten Positionen unterliefen den Hazet-Mitarbeitern nur 21 Fehler.

Lars Reppesgaard ist freier Journalist in Hamburg.