Open Source im RZ

Linux öffnet Mainframes den Markt

15.09.2008
Von 
Jan Schulze ist freier Autor in Erding bei München.

Mainframe-Experten gesucht

Aus Sicht von Experton-Berater Velten sind es jedoch besonders die bestehenden Mainframe-Kunden, die von den Konsolidierungsmöglichkeiten der Linux-Plattform profitieren: "Die Konsolidierung von Workloads auf dem Mainframe ist vor allem dann sinnvoll, wenn das entsprechende Know-how im Haus ist." Ein Neueinstieg in die Technik gestalte sich schwierig, da Mitarbeiter mit dem notwendigen Wissen rar sind. Mindestens zwei bis drei Mainframe-Spezialisten würden benötigt, um den Betrieb der Hardware sicherzustellen.

Auch IDC-Analyst Rüdiger Spies beurteilt die Entwicklung positiv: "Im Zeitalter von Cloud Computing haben Großrechner wieder ihre Berechtigung - riesige Datenmengen und viele User müssen verwaltet werden, Hochverfügbarkeit und Sicherheit sind wichtige Anforderungen." Durch Linux sei weniger z/OS-Wissen notwendig, um die Großrechner zu betreiben.

Wartungskosten sinken

Er bestätigt, dass auch neue Kunden sich für das System z von IBM entscheiden. "Oft handelt es sich dabei um Projekte zur Konsolidierung auf Linux im Bereich SAP und Oracle." Auch für Spies lässt sich die Frage nach den Betriebskosten und Einsparpotenzialen durch die Konsolidierung auf Linux-Mainframes nicht pauschal beantworten: "Wenn das Know-how im Unternehmen bereits vorhanden ist, kann die Konsolidierung von mehreren Unix- oder Linux-Systemen durch Einsparungen bei Wartungskosten und dergleichen günstiger sein." Auf jeden Fall sinke der Verwaltungsaufwand durch die Großrechner.

Neben den klassischen ERP- und Datenbank-Workloads sieht der IDC-Experte besonders das Data Warehousing als mögliches Einsatzgebiet der Großrechner: "Gerade in Umgebungen mit riesigen Datenmengen, wie wir sie zum Beispiel in Telekommunikationsunternehmen oder im Retail-Bereich finden, können Mainframes wegen der hohen Anforderungen an das Real-Time-Data-Warehousing interessant werden."

Was gegen Großrechner spricht

Trotzdem sind die großen Eisen mit Linux nicht die Wunderwaffe gegen alle IT-Probleme. Aus der Sicht von Spies sollten nicht nur die Anforderungen an die Verfügbarkeit und an die Sicherheit hoch sein, um einen Einsatz zu rechtfertigen. Eine weitere Voraussetzung sei eine große Zahl von Anwendern, die auf dem System arbeiten. "Müssen zum Beispiel nur wenige User durch das System bedient werden, sind Technologien wie Blade-Server oft besser geeignet." Dem stimmt auch Novell-Mann Boehm zu: "Das Konsolidieren einer gut ausgelaste-ten Server-Farm wäre kaum sinnvoll." (wh)