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Let the Sun shine

16.01.2004
Sun hat im Q2 besser abgeschnitten als erwartet. Zusammen mit den Zahlen von IBM macht dies Hoffnung auf steigende IT-Investitionen von Unternehmen.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Sun Microsystems hat gestern nach US-Börsenschluss Zahlen zum Ende Dezember abgeschlossenen zweiten Fiskalquartal veröffentlicht. Der Umsatz ging gegenüber dem Vorjahreszeitraum um nicht einmal ein Prozent zurück, und - viel wichtiger - stieg gegenüber dem Ende September beendeten Vierteljahr um fast 14 Prozent, der stärkste sequentielle Zuwachs seit dem Kalenderjahr 2000.

Für den Berichtszeitraum meldete Sun einen Nettoverlust von 125 Millionen Dollar oder vier Cent pro Aktie im Vergleich zu einem Fehlbetrag von 2,28 Milliarden Dollar oder 72 Cent je Anteilschein im Vorjahreszeitraum, der durch negative Einmaleffekte stark belastet wurde. Das aktuelle Ergebnis drücken 36 Millionen Dollar Verlust aus dem Beteiligungsportfolio. Ohne diesen beträgt der Pro-forma-Verlust drei Cent pro Aktie, die von Thomson First Call befragten Analysten waren von minus fünf Cent je Anteilschein ausgegangen.

Suns Quartalsumsatz belief sich auf 2,89 Milliarden Dollar nach 2,92 Milliarden Dollar im Vorjahreszeitraum; der Analystenkonsensus hatte lediglich bei 2,73 Milliarden Dollar gelegen. Es habe ein "paar nette kleine Aufwärtstrends gegeben, die sich sehr gut anfühlten", bilanzierte Firmenchef Scott McNealy. Auch sein deutscher Statthalter Helmut Wilke äußerte sich angesichts des Geschäftsverlaufs zufrieden. "Wir konnten im zweiten Quartal den Absatz bei den Volumen-Servern im Jahresvergleich um 40 Prozent steigern", sagte der Vice President und Geschäftsführer von Sun Deutschland. "Weiterhin auffallend ist die Rückkehr der Investitionsbereitschaft in TK-Unternehmen."

Sun stemmt sich seit Jahren gegen den durch Investitionszurückhaltung seiner Stammkunden im TK- und Finanzsektor entstandenen Abwärtstrend. Wachsender Konkurrenz vor allem durch Hersteller Intel-basierender Server unter Windows oder Linux versucht das Unternehmen, das traditionell hochpreisige Unix-Maschinen mit dem eigenen kommerziellen Unix-Derivat Solaris offeriert, durch eigene x86-Server mit Prozessoren von Intel und AMD und Linux sowie Solaris for x86 zu begegnen. Im Linux-Geschäft billigen Marktkenner Sun allerdings wenig Chancen zu. "Ich glaube nicht, dass der Markt generell Sun als einen Go-to-Anbieter für Linux sieht", erklärt beispielsweise Brian Richardson von der Meta Group.

Die liquiden Mittel von Sun zu Ende des zweiten Quartals bezifferte Suns Finanzchef Steve McGowan mit knapp 5,2 Milliarden Dollar. Nachdem die Sun-Aktie zum Nasdaq-Fixing zehn Cent leichter bei 5,36 Dollar notiert, zog der Kurs nachbörslich laut INET bereits wieder auf 5,40 Dollar an.

Das "Wall Street Journal" wertet das Ergebnis von Sun zusammen mit dem von IBM (Computerwoche online berichtete) als Hinweis darauf, dass über den Consumer-Markt hinaus auch Unternehmen wieder mehr in Informationstechnik investieren. Beide Unternehmen verkaufen kaum an Endkunden (anders als Intel, Apple oder Yahoo, die beim Gewinn aktuell bereits deutlich zulegen konnten). IBMs Umsatzplus resultiert zwar in der Hauptsache aus positiven Währungseffekten durch den schwachen Dollar, trotzdem meldete das Management wieder mehr Aufträge von Großkunden. Big Blues CFO John Joyce kommentierte, er erwarte, dass die Branche 2004 wieder wachse.

Unabhängig vom Quartalergebnis musste Sun eine kleine juristische Schlappe hinnehmen. Ein US-Bundesberufungsgericht schränkte die Beweise ein, die die Firma in ihrer Kartellklage bezüglich Java gegen Microsoft beibringen darf. Eine Vorinstanz in der 1998 eingereichten Klage habe den hier gängigen Standard zu weit reichend ausgelegt, befand der Appeals Court zur Freude von Microsoft. Sun erklärte, es sei dennoch "zuversichtlich", seine Klage durchziehen zu können. Der Prozess wird allerdings im Januar 2006 beginnen.

Ferner teilte Sun mit, es werde eine Fertigungsstätte im kalifornischen Newark schließen und die dortige Produktion von Midrange- und Storage-Systemen in die bislang für Highend-Systeme wie die "Sun Fire 15K" zuständige Fabrik in Hillsboro, Oregon, verlagern. Dadurch verlieren in den kommenden sechs Monaten rund 300 Mitarbeiter ihren Job. (tc)