Keine Entwarnung für den IT-Servicemarkt

16.09.2003
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Gemeinsam mit den Großen

"Für die mittelständischen IT-Dienstleister ist es sinnvoller, Netzwerke zu bilden und möglicherweise eine Allianz mit einem großen Partner einzugehen. Die Strategie, sich nur auf mittelständische Kunden zu konzentrieren, erachte ich nicht als sinnvoll, denn auch dort gibt es Bestrebungen Einkaufspartnerschaften zu formieren", warnt Fink. So hat sich in Frankfurt bereits eine Gruppe kleiner Privatbanken zusammengefunden, die ihre Abwicklungsprozesse zusammengeschlossen und einem großen Dienstleister übertragen haben. Jeder einzelne Auftrag wäre für den Service-Provider zu klein, um ihn sinnvoll betreiben zu können. Zusammengelegt ergeben sich jedoch für beide Seiten nutzbare Skaleneffekte, so dass sich auch die Kosten senken lassen.

Die Mehrzahl der Dienstleister erwartet für 2003 steigende Zahlen bei Umsatz, Gewinn und Aufträgen. Auf eine Trendwende lässt dies jedoch nicht schließen, denn die Gruppe der Skeptiker ist groß.
Die Mehrzahl der Dienstleister erwartet für 2003 steigende Zahlen bei Umsatz, Gewinn und Aufträgen. Auf eine Trendwende lässt dies jedoch nicht schließen, denn die Gruppe der Skeptiker ist groß.

Der von Fink beschreibene IT-Dienstleistungsmarkt der Zukunft lässt demnach kaum Platz für kleine und mittlere Dienstleister - realistisch ist dieses Szenario nicht. Es setzt voraus, dass die großen IT-Anbieter alle erforderlichen Fähigkeiten für eine Rundumversorgung beherrschen, und dass die Anwenderunternehmen das One-stop-shopping samt der potenziellen Gefahr der Abhängigkeit dem Ziel unterordnen, möglichst geringe Fertigungstiefe bei minimalen Kosten und Koordeinationsaufwand zu erzielen. "Ich räume ein, dass dieses Bild des zukünftigen IT-Dienstleistungsmarktes etwas überzeichnet ist", räumt Fink ein. "T-Systems und Siemens Business Services sind beispielsweise Unternehmen, die in bestimmten Bereichen auch die Rolle der Generalisten wahrnehmen können. Zudem wird es auch weiterhin Dienstleister mit reinem IT-Know-how und spezialisierte Strategieberater geben."

Die Herausforderung für die kleinen und mittlere Servicehäuser wird es sein, Spezialkenntnisse aufzubauen. Die Entwicklung scheint bereits im vollen Gange, denn 60 Prozent der von Berlecon befragten Häuser streben eine Fokussierung an. Zwischen den großen und kleinen Serviceanbietern könnte sich zudem ein Outsourcing-Verhältnis einstellen, in dem die Generalisten bestimmte Aufgaben an die Spezialisten auslagern. "Möglichkeiten gibt es", meint Berlecon-Geschäftsführer Wichmann, "etwa indem Entwicklungsarbeiten Offshore-Anbietern übertragen oder Helpdesk-Leistungen von Spezialisten eingekauft werden." Aktuell beschäftigen sich die Dienstleister laut Umfrageergebnis noch nicht mit diesem Thema. "Vermutlich scheuen sich die IT-Dienstleister derzeit Outsourcing-Leistungen einzukaufen, weil sie zunächst ihre eigenen Mitarbeiter auslasten wollen", meint Wichmann. Die aktuellen Probleme sind nach wie vor die dringlichsten.