Softwareentwickler

Kaum Schnittstellen zur Offline-Welt

14.07.2008
Von 
Winfried Gertz ist Journalist in München. Er arbeitet in einem Netzwerk von zahlreichen Anbietern kreativer Dienstleistungen. Das Spektrum reicht von redaktioneller Hörfunk- und Fernsehproduktion über professionelle Fotografie bis zu Werbetexten für Industrieunternehmen und Non-Profit-Organisationen.

Gute Blogger sind auch sozialkompetent

Die Meinungen darüber, ob die Bildschirmfixierung und die starke Präsenz in Internet-Foren nachteilig für das Kommunikationsverhalten von Entwicklern sind, sind allerdings geteilt. So hält Frank Widmayer, Personalvorstand der CAS Software AG in Karlsruhe, die Kontaktpflege und die Kommunikation in Netzwerken für einen echten Fortschritt: "Man hat heute nicht mehr die Zeit, stets in Meetings zu sein, sondern tauscht sich in Netzwerken aus."

Auch für Paul Lütke Wissing, Chef des Kölner Citrix-Partners Sepago GmbH, wäre es kontraproduktiv, seinen Entwicklern den Zugang zu Web-2.0-Plattformen zu erschweren. Seit zwei Sepago-Architekten auf der Firmen-Website bloggen, habe sich die Reichweite deutlich vergrößert. "Ehe wir uns versahen, waren wir plötzlich mit der Kern-Community in der ganzen Welt verlinkt." Diese Form der Kommunikation bekomme man nicht hin, so Lütke Wissing, wenn man die nötigen Soft Skills nicht beherrsche.

Chefs müssen mehr anleiten

Trotzdem brauchen Unternehmen Techniker, die sich nicht nur schriftlich im Netz, sondern auch mündlich vor der Gruppe verständlich machen können. Zudem sollen sie in der Lage sein, sich anderen mitzuteilen, auch wenn diese technisch weniger versiert sind. Hier sind die Führungskräfte in der Pflicht. "Die Chefs sollten mehr anleiten, mehr integrieren, den Mitarbeiter mit in die Gruppe nehmen, statt ihn sein Pausenbrot allein am Computertisch essen zu lassen", sagt Michael Eckert, Personalchef beim Schließtechnik-Spezialisten Dorma.

Softwarearchitekt Westphal setzt mit seinen Ideen in einer frühen Phase an. An seinem vor zwei Jahren gegründeten "Professional Developer College" in Hamburg lernen Entwickler und Architekten, sich selbst zu organisieren, mit Konflikten umzugehen sowie Wissen und Ideen an Kollegen und Kunden zu vermitteln. "Die wichtigste Ressource des Entwicklers ist seine Persönlichkeit", lautet Westphals Credo. "Wer nicht in sie investiert, riskiert Erfolgs- und Qualitätseinbußen." (hk)

Arbeitgeber wollen Soft Skills

In fast drei Viertel aller IT-Stellenanzeigen für den IT-Nachwuchs erwarten Unternehmen soziale Kompetenzen wie Teamgeist, Kommunikations- und Repräsentationsfähigkeiten oder Eigeninitiative. Dies ergab eine Auswertung von 624 Jobofferten durch das Hamburger Software- und Beratungshaus PPI. "Wer belegen kann, dass er neben seiner fachlich-universitären Qualifikation auch solche vermeintlich weichen Fähigkeiten mitbringt, qualifiziert sich als Traumkandidat für die großen IT-Häuser", ist PPI-Geschäftsführer Thomas Reher überzeugt. Eine passende Fachrichtung und ein zügiges Studium seien längst keine hinreichende Qualifikation mehr, um direkt von der Uni in der Arbeitswelt unterzukommen. Denn für fast 80 Prozent aller ausgeschriebenen Einstiegspositionen fordern IT-Unternehmen darüber hinaus auch praktische Berufserfahrungen von ihren Bewerbern.

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