Mit den Finanzzahlen des zweiten Quartals hat Juniper an der Wallstreet für Überraschung gesorgt. Das Unternehmen konnte die eigenen Vorgaben und die Prognosen der Analysten deutlich übertreffen, zudem wurden die finanziellen Erwartungen heraufgesetzt. Die Integration des im Frühjahr übernommenen Security-Anbieters Netscreeen verläuft relativ zügig, der Router-Markt wächst wieder, wenn auch geringfügig, und Juniper kann dem Rivalen Cisco immer noch Marktanteile streitig machen. Zumindest im Bereich der Core-Router, die von Carriern und Service-Providern gekauft werden, hat sich der Wettbewerb im einst heterogenen Markt inzwischen zu einem Duell der beiden Firmen entwickelt.
Hoffen auf die Enterprise-Router
Nun will Juniper den guten Namen und den Rückenwind aus dem Highend-Bereich nutzen, um eine zweite Front gegen Cisco zu eröffnen: das Geschäft mit Unternehmenskunden. Kernkomponente sind die Router der "J"-Serie, die in einigen Monaten auf den Markt kommen. Ein Schnellschuss ist die Strategie nicht, denn seit geraumer Zeit arbeitet Juniper daran, sich ein weiteres Standbein zuzulegen. "Wir haben insgesamt knapp zwei Jahre an den J-Routern entwickelt", berichtet Thomas Ruban, Junipers technischer Direktor in Europa. Die Rechnung ist simpel: Pro Jahr werden weltweit nur einige hundert Terabit-Router von Service-Providern nachgefragt, während ein großes Unternehmen leicht tausend mittelschwere Geräte kaufen kann.
Die Diversifizierung hätte indes auch im Keim erstickt werden können: Dass Juniper in einer gravierenden Unternehmenskrise 2001 und 2002 an den meisten Entwicklern festgehalten hat, ist in erster Linie der Standhaftigkeit von Firmenchef Scott Kriens zu verdanken. "Hätten wir damals auf die Wallstreet gehört, würden wir heute nicht so gut dastehen", sagt Ruban. Nun will das Unternehmen mit den J-Routern Ciscos zentrale Produktlinien angreifen.