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dass Offshoring nicht zwangsläufig zu Personalabbau führt;
dass insbesondere Mittelständler Interesse an Offshoring zeigen;
dass unternehmenskritische Geschäftsprozesse ungern ins Ausland verlagert werden;
und dass viele Anwender die Einsparpotenziale nicht so rosig beurteilen.
Am 12. Juni 2005 schürte CDU-Generalsekretär Volker Kauder in der sonntäglichen Talkrunde "Sabine Christiansen" wieder die Angst vor dem Arbeitsplatzabbau durch Offshoring mit griffigen, aber offenbar falschen Zahlen. Kauder behauptete, in Deutschland würden Tag für Tag 1000 Stellen ins Ausland verlagert. Untersuchungen von Forschungsinstituten, Industrieverbänden und Erkenntnissen aus Einzelstudien kommen jedoch zu anderen Ergebnissen.
So stellt die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) zwar fest, deutsche Firmen würden pro Jahr 50.000 Jobs im Ausland schaffen. Hierbei dienten die neuen Beschäftigungsverhältnisse vorzugsweise in Osteuropa, aber auch in weiter entfernten Ländern dazu, vor Ort den jeweiligen Markt unter anderem mit Dienstleistungen zu beliefern oder den Handel zu forcieren. Deswegen gingen in Deutschland keine Jobs verloren.
Die Studie "Unternehmertum Deutschland" der Unternehmensberatung McKinsey kommt zu dem Ergebnis, für jeden im Ausland geschaffenen Arbeitsplatz würden in Deutschland zweieinhalb neue Jobs kreiert.
Eine weitere Untersuchung aus jüngster Zeit deckt viele der genannten Aussagen. Der Bundesverband Informationsgesellschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (Bitkom) hat gemeinsam mit der Deutsche Bank Research soeben den "Offshoring-Report 2005: Ready for Take-off" vorgestellt. Wesentliche Aussage: Die "öffentliche Wahrnehmung und die faktische Bedeutung in der aktuellen Offshoring-Debatte unterscheiden sich ganz erheblich", die "Arbeitsplatzwirkungen von Prozessverlagerungen ins Ausland halten sich in Deutschland in Grenzen". Von 572 befragten Firmen geht fast ein Drittel davon aus, "offshore-bedingt" sei sogar ein Personalaufbau um fünf Prozent oder mehr zu erwarten.