Indien erwächst Offshore-Konkurrenz

27.05.2003
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Konkurrenz erwächst Indien in anderen asiatischen Ländern. Qualitativ können Programmierer aus China, Vietnam, Thailand und den Philippinen den etablierten Dienstleistern noch nicht das Wasser reichen. Aber sie sind billiger. In China versuchen sich Unternehmen wie Asia Info und Commverge, doch es fehlt ihnen an Sprachkenntnissen, an Wissen um die Kundenbedürfnisse und an etablierten internen Strukturen. Die Firmen von den Philippinen zählen in Fernost zu den besten Indien-Alternativen, weil die Verständigung in Englisch zumeist reibungslos funktioniert und sie auf genug gut ausgebildete Akademiker zurückgreifen können. Bedeutende Anbieter sind Computer Engineering Corp., Headstrong, Soluziona Philippines und das Konsortium Philippine IT Offshore Network.

Für europäische und deutsche Anwenderunternehmen lohnt ein Blick in die Nachbarländer. Polen bietet etwa eine gute TK-Infrastruktur und viele Informatiker. Neben der räumlichen Nähe ist für Anbieter wie Prokom, Computerland und Orgasoft vorteilhaft, dass sie auch deutschsprachige Mitarbeiter in ihren Reihen haben. Ungarn und Tschechien bieten ebenfalls gute Informatiker zu - verglichen mit hiesigen Gehältern - günstigen Konditionen. Bedeutende Dienstleister aus Ungarn sind MAV Informatika, Online und Synergon, in Tschechien bieten Deltax, ICZ, ISS,

Minervy Czech Republic und Progdata Dienste an. Eine wichtige Rolle im europäischen Offshore-Markt spielt zudem Russland, denn dort gibt es besonders viele und gut ausgebildete Mathematiker und Informatiker. Allerdings ist die Verständigung mitunter schwierig. Als nachteilig werten die Analysten von Gartner zudem die mäßige TK-Infrastruktur, fehlendes Verständnis für die Geschäftsprozesse der Kunden sowie die unsichere politische Lage.

Abnehmer der Dienstleistungen sind überwiegend US-amerikanische und britische Unternehmen, denn Englisch ist in Indien Amtssprache. Während sich für Entwicklungs- oder Wartungsarbeiten die Zeitverschiebung häufig geschickt nutzen lässt, führt sie im Call-Center-Betrieb zu Problemen. Bei einer Zeitdifferenz zu den USA von 9,5 beziehungsweise 12,5 Stunden bedeutet der Call-Center-Job für indische Agenten regelmäßige Nachtarbeit. Dementsprechend hoch ist die Fluktuationsrate. Sie liegt zwischen 20 und 40 Prozent pro Jahr.