IBMs Berater kommen zu langsam in Schwung

08.07.2004
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

"Wir hatten ein schwieriges Jahr 2003, auch in Deutschland", bilanzierte Martin Jetter, seit März 2004 Geschäftsführer der lokalen BCS-Einheit. "Ob wir die Ziele erreicht haben, möchte ich dahingestellt lassen. Auf jeden Fall hat sich die Organisation im ersten Jahr ihrer Integration in einem sehr angespannten wirtschaftlichen Umfeld sehr gut behauptet." Die Analysten von Merrill Lynch erwarten auch für das laufende Geschäftsjahr nicht Gutes von BCS. Sie rechnen damit, dass IBMs Beratungsarm um vier Prozent schrumpfen wird. Zuvor hatten sich die Prognosen noch auf ein Einnahmenplus von zehn Prozent belaufen.

Besonders die deutsche BCS-Niederlassung ist seit ihrem Start noch nicht in Schwung gekommen. 2003 schrumpfte das Geschäft der hiesigen IBM-Berater schneller als der Marktdurchschnitt. Berechnungen der Marktforscher von Pierre Audoin Consultants (PAC), München, zufolge war der Gesamtmarkt in Deutschland um bis zu zehn Prozent rückläufig. BCS Deutschland musste hingegen pro forma einen Einbruch von zirka 15 Prozent verkraften und nahm laut PAC-Schätzung 900 Millionen bis eine Milliarde Euro ein. Verglichen wurden auf der einen Seite die im Jahr 2003 von IBM BCS erzielten Einnahmen, und auf der anderen Seite die addierten Umsätze von 2002, die PWC und IBM damals noch getrennt im deutschen Beratungsmarkt erzielten.

Schwacher Start ins Jahr 2004

Auch das Geschäft im ersten Quartal 2004 läuft schleppend. Zwar veröffentlicht IBM keine Details zum Beratungsgeschäft und zu lokalen Niederlassungen, doch IBM Global Services weltweit legte ohne positive Währungseffekte lediglich um ein Prozent zu. Finanzchef John Joyce lieferte dazu den Hinweis, dass das Outsourcing- und Wartungsgeschäft im Berichtszeitraum gut, die Bereiche Beratung und Systemintegration hingegen schwach abgeschnitten hätten.

Trotz aller Probleme, die IBM mit den übernommenen PWC-Beratern derzeit plagen, dürfen sich die Konkurrenten keineswegs in Sicherheit wähnen. "Die Zeit wird zeigen, ob die Akquisition Erfolg hat. Bislang gab es scheinbar kein Wachstum", unkte zwar Carleton Fiorina, CEO von Hewlett-Packard, gegenüber der US-amerikanischen Wirtschaftzeitung "Businessweek". Das positive Resultat wird sich jedoch voraussichtlich noch einstellen, denn langfristig, da sind sich die Marktbeobachter einig, zahlt sich die Übernahme aus. Selbst die Skeptiker, deren Bewertungen nur auf finanziellen Leistungsdaten beruhen, sehen die Beratungseinheit insgesamt auf gutem Weg. Die Investmentbanker von Sanford C. Bernstein erwarten bereits für 2005 ein Umsatzplus von zwölf Prozent für BCS weltweit.