IBM will mit Unix auf den PC-Markt OSF-Kernel-Techniken werden zur Grundlage fuer Workplace OS

11.02.1994

MUENCHEN (CW) - Die IBM stuetzt sich bei ihrem kuenftigen Desktop- System Workplace OS auf Unix-Techniken der Open Software Foundation (OSF). Vor allem nutzt Big Blue den Mach-Microkernel des Konsortiums als Ablaufumgebung fuer OS/2 und Unix. Ausserdem sollen darin DOS- und Windows-Anwendungen im Native-Mode einsetzbar sein.

Wurde Workplace OS bisher vor allem als OS/2-Nachfolgeprodukt gehandelt, so sieht Larry Loucks, Vice-President der IBM-Division Personal Software Products (PSP), darin vor allem eine Unix- Umgebung, auf der allerdings auch andere Betriebssysteme ablauffaehig sind. Daher positioniert er die Systemumgebung im Gespraech mit dem "IDG News Service" vor allem gegen andere PC- Unix-Derivate.

Fuer den Hauptvorteil gegenueber den Mitbewerbern haelt der PSP- Manager das Microkernel-Konzept. Dieses erlaube die Integration anderer Betriebssysteme und der dazugehoerigen Anwendungen als sogenannte Personalities. "Ausserdem", so Loucks, "beendet das Konzept der Personalities den oft beklagten Mangel an interessanten Anwendungen unter Unix."

Die OSF-Herkunft der System-umgebung beschert dem Workplace OS noch einige andere Vorteile. Laut OSF wird es sich bei der Unix- Personality nicht um einen Ableger von IBMs AIX-Betriebssystem handeln, sondern um eine OSF/1-Implementierung. Dieses Unix zeichnet sich neben der Verwendung des Mach-Kernels dadurch aus, dass es schon jetzt die meisten der vereinbarten Unix-Standards erfuellt.

Unix-Ausrichtung ist kein Votum gegen OS/2

Das Produkt entspricht nach OSF-Angaben den XPG4-Richtlinien von X/Open und der Vereinbarung ueber ein Common Desktop Environment (CDE). Darueber hinaus unterstuetzt es - im Gegensatz zu den anderen Unix-Derivaten - schon jetzt fast alle 1170 Open-Systems- Spezifikationen, die ab Ende dieses Jahres darueber entscheiden, ob sich ein Betriebssystem Unix nennen darf. Obwohl IBM die Entscheidung fuer OSF/1 als Einstieg in den PC-Unix-Markt betrachtet, sieht Loucks darin keine Entscheidung gegen OS/2.

Vielmehr koenne das Betriebssystem auf RISC-Plattformen eine aehnliche Rolle spielen wie OSF/1 auf Intel.