IBM stellt erste Nextgen-Module vor

13.02.2003
Von 
Wolfgang Sommergut ist Betreiber der Online-Publikation WindowsPro.

Nicht nur für die Zukunft von Nextgen Mail, sondern über das Aussehen der gesamten Collaboration-Plattform lässt IBM derzeit viel Raum für Spekulationen. Auf der Lotusphere wurde noch das „Collaboration Center“ angekündigt. Es handelt sich dabei um Komponenten für den „Websphere Portal Server“, die einen Suchdienst für Mitarbeiterverzeichnisse („People Finder“) beinhalten und Zugriff auf das Instant-Messaging-System „Sametime“ sowie auf „Lotus Team Workplaces“ (ehemals „Quickplace“) erlauben.

Auch was die Pläne für die Notes/Domino-Schiene anlangt, knauserten die IBM-Offiziellen mit Informationen. Details wurden nur über das bevorstehende Maintenance Release 6.01 von Notes/Domino bekannt. Es soll in den nächsten Wochen verfügbar sein und Funktionen bieten, die ursprünglich schon für die Version 6 geplant waren. Dazu zählen Roaming sowie „iNotes Web Access“ für Linux. Ersteres erlaubt es Anwendern, sich an beliebigen Arbeitsplätzen anzumelden, ohne dass eine ID-Datei lokal vorliegen muss. Außerdem finden sie dann überall ihre individuelle Notes-Oberfläche vor. Der GUI-lose Linux-Client bietet wesentliche Notes-Features unter dem Open-Source-System, für die Benutzeroberfläche zieht er den Mozilla-Browser in der Version 1.01 heran.

Kaum Informationen wurden über die Version 6.5 bekannt, die IBM noch in diesem Jahr fertig stellen will. Angeblich soll die DB2-Datenbank dort offiziell zur alternativen Datenquelle avancieren. Damit könnten Mails von Domino und Nextgen in der gleichen Datenbank gespeichert werden, auch wenn sie dafür wohl verschiedene Datenmodelle nutzen werden.

Brücken für den Seitenwechsel

Dieses Vorhaben ist nur ein Beispiel dafür, dass Notes/Domino und Nextgen nicht einfach als gleichwertige Produktlinien nebeneinander weiterleben werden. Vielmehr will IBM über Brückentechnologien und gemeinsame Infrastrukturkomponenten zum Umstieg auf die neue Plattform anregen. Zu diesen Angeboten gehört auch das „Domino Toolkit für Websphere Studio“, das die Integration von bestehenden Notes-Anwendungen in Java-Programme erleichtern soll.

Domino 6.0 umfasst eine Tag Library für Java Server Pages (JSPs), mit denen auf Elemente von Domino-Datenbanken wie Ansichten oder Ordner zugegriffen werden kann. Das Toolkit bietet unter anderem die Möglichkeit, mittels visueller Programmierung derartige Notes-Funktionen einzubinden. Auf diese Weise können Domino-Programme auf herkömmliche Weise auch weiterhin mit dem Designer zusammengestellt und in Java-Anwendungen weiterverwendet werden. Diese Möglichkeit werden Notes-Entwickler wohl noch längere Zeit in Anspruch nehmen: Auch bei anderen Herstellern aus dem Java-Lager zeigte sich nämlich, dass Nutzer einer proprietären Programmierumgebung meist nur zögerlich auf die Sun-Sprache umsteigen.